Serie: Galerien in MG Die Galerie mit dem Golden Retriever

Mönchengladbach · Die Räume sind nicht riesig, und es sind auch nur zwei. Aber vielleicht ist es gerade diese Intimität, die Künstler wie Betrachter anlockt.

 Judith Dahmen-Beumers und Andreas Beumers mit ihrem Hund in der Galerie.

Judith Dahmen-Beumers und Andreas Beumers mit ihrem Hund in der Galerie.

Foto: Reichartz, Hans-Peter/Reichartz,Hans-Peter (hpr)

Ein Retriever ist von Anfang an dabei. Er gehört zum Kunstraum No.10 wie die Kunst, die Besucher und – natürlich – die Galeristen Judith Dahmen-Beumers und Andreas Beumers. Seit 2001 betreiben die beiden Kunsthistoriker aus Baesweiler erfolgreich ihren Kunstraum. Der Retriever Galda ist mittlerweile die dritte stille Teilhaberin des Teams, die Galerie ist nicht mehr ganz so klein wie 2001 – aber das Projekt ist seit der Eröffnung der Galerie von großer Kontinuität geprägt.

Aber fangen wir am Anfang an: Die Kunst bildete schon lange einen Schwerpunkt im Leben von Judith Dahmen-Beumers und Andreas Beumers. Sie studierte Bau- und Kunstgeschichte in Aachen, er Kunstgeschichte und Erziehungswissenschaften, ebenfalls in Aachen. Schon früh war er im Bereich der Erwachsenenbildung tätig. Beide engagierten sich aktiv in Kunstvereinen, wo sie Ausstellungen organisierten. Den Erkelenzer Kunstverein haben sie mitgegründet, im Heinsberger arbeiteten sie mit. Durch den regen Kontakt mit Künstlern begannen sie auch, Kunst zu sammeln.

Und dann wurde ihnen der kleine vordere Raum der unteren Wohnung an der Matthiasstraße in Mönchengladbach angeboten. Der Kunstraum No.10 war geboren. Am 14. Januar 2001 eröffneten die Beumers die Galerie mit einer Ausstellung des in Jamlitz lebenden Künstlers Hannes Forster, der den Mönchengladbachern durch seine Präsentation im Museum Abteiberg bereits bekannt war – das war die erste von mittlerweile 110 Ausstellungen von insgesamt 75 Künstlerinnen und Künstlern. Auf gerade mal 20 Quadratmetern entfaltete sich nun fünf bis sieben Mal im Jahr eine neue Welt. Es war schon erstaunlich: dass eine Kunstgalerie mit so geringem Raum auskam. Zu jeder neuen Ausstellung war er stets komplett verwandelt.

Auf Forster folgten Monika Nelles, Rita Wilmesmeier, Christiane B. Bethke, Heiner Koch, Wolfgang Hahn und viele andere Künstler aus der Nachbarschaft. Aber auch aus dem weiteren Umfeld wurden Künstlerinnen und Künstler eingeladen: der Niederländer Kees Barten, Günther Zins aus Kleve oder die Stuttgarterin Edda Jachens.

Eine der außergewöhnlichsten Präsentationen, daran erinnern sich die Beumers noch gut, war die von Jochen Mura. Der Aachener hatte 2005 den vorderen Raum vollständig zu einem Dachzimmer umgebaut und das kleinformatige Modell eines Hauses hineingestellt. Mura hatte diese Idee lange mit sich herumgetragen, bevor er an der Matthiasstraße den passenden Raum für die Realisierung fand.

Damit war das Konzept des Kunstraums No.10 klar: zeitgenössische Kunst zu zeigen von meist deutschen Künstlern aus der Region. Ausnahmen bestätigen wie immer die Regel: In der Galerie zeigen auch Menschen aus Norwegen, Kanada und den Nachbarländern ihre Kunst. Viele kommen aus dem Umfeld der Düsseldorfer Kunstakademie, aber auch Autodidakten haben ausgestellt. Die ausgestellte Kunst ist überwiegend nicht figurativ. Auch hier gilt: Ausnahmen bestätigen die Regel – und die Beumers streben eine Mischung aus Malerei und Bildhauerei an. Fotografie zeigen sie so gut wie gar nicht.

2004 gab es die große Veränderung in der Galerie. Der hintere Raum kam hinzu, und die Ausstellungsfläche verdoppelte sich. Dennoch: die Intimität blieb erhalten.

Zu jeder Ausstellung erscheint eine mittlerweile zum nicht mehr ganz geheimen Geheimtipp gewordene Edition. Anfangs zu 50 DM, in der Zwischenzeit liegt der Preis zwischen 50 und 200 Euro. Seit neun Jahren geben die Galeristen zu fast jeder Ausstellung einen Katalog mit einem eigenen Text heraus. Eine witzige Idee: Seit einiger Zeit vergeben sie eine „Stempelkarte“: Die Besucher, die mindestens vier Ausstellungen im Jahr besucht haben und dies durch einen Stempel bezeugen können, nehmen an einer „Verlosung“ teil. Das nennt man eine humorvolle und verlockende „Kundenbindung“

Etwa 100 Bewerbungen erhalten die Galeristen im Jahr. Viele Künstler kommen durch die Empfehlungen von denen, die bereits hier ausgestellt haben. Beumers und Dahmen-Beumers wählen dann in Ruhe aus. „Wir brauchen keine Kompromisse zu machen“, sagen sie. Beide haben feste Jobs an der Fachhochschule Aachen.

Die Galerie ist während der Ausstellungen freitags von 17 bis 19 Uhr und samstags sowie sonntags von 15 bis 17 Uhr geöffnet.

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