Mönchengladbach Farbe, nichts als Farbe: Lydia Mammes im Kunstraum

Mönchengladbach · Diese Bilder muss man mit eigenen Augen gesehen haben - eine fotografische Abbildung kann sie weder so zum Leuchten bringen, wie es das Original vermag, noch die Illusion ihrer Tiefe und Räumlichkeit wiedergeben. Woran das liegt? Vielleicht daran, dass es in diesen Bildern nur um Farbe geht. Kein konkreter Gegenstand, kein Motiv stört ihre Oberfläche. Es geht allein um die Schichtung der Farbe, ihre Tiefenwirkung, ihr Miteinander-Reagieren. Einziger Gegenstand in der Malerei der Krefelder Künstlerin Lydia Mammes ist die Farbe. Derzeit zeigt sie aktuelle Arbeiten im Kunstraum No. 10 an der Matthiasstraße.

 Lydia Mammes in der Ausstellung. Das Thema ihrer Bilder ist die Farbe an und für sich. Und die bringt die Räume der Galerie zum Schwingen.

Lydia Mammes in der Ausstellung. Das Thema ihrer Bilder ist die Farbe an und für sich. Und die bringt die Räume der Galerie zum Schwingen.

Foto: Ilgner

Im ersten Raum begegnet dem Besucher die Wucht der Reduzierung: Zwei Wände des Raumes sind mit zwei übereinander hängenden Reihen von je 75 an 75 Zentimeter großen, gerahmten Papieren angefüllt. Die Wucht der Reduzierung besteht nicht darin, wenige Bilder zu zeigen, sondern darin, dass die - auf den ersten Blick einfarbigen - einzelnen Bilder mit so wenig wie möglich und so viel wie nötig Farbigkeit den gesamten Raum zum Schwingen bringen.

Diese Blätter sind die von Mammes so benannten Monoprints. Die Künstlerin trägt dazu Ölfarbe auf eine Kupferplatte und druckt die Schicht auf ein Büttenpapier. Nach dem Trocknen wird eine weitere, andersfarbige Schicht aufgedruckt. Dies wiederholt Lydia Mammes mehrere Male. So entsteht in der Wirkung ein dreidimensionaler Farbkörper auf dem zweidimensionalen Papier.

Die Farbe tritt regelrecht in den Raum. Lediglich an den Rändern sind die jeweiligen Schichten zu erahnen, wo Farbspuren der unteren Schichten hervorschimmern. Selten einmal werden im Zentrum der Blätter Schichten von vorherigen Farbaufträgen sichtbar. "Die Farbe entmaterialisiert sich", so beschreibt es die Künstlerin selbst. Die Farben sind matt, nehmen sich zurück und wirken doch in aller Kraft.

Im zweiten Raum der Galerie beherrscht ein großes Gemälde die Wand: Auf einer Fläche von 150 an 150 Zentimetern trägt Mammes Acrylfarben Schicht um Schicht auf eine MDF-Platte, die lediglich satiniert und geschmirgelt wurde und dadurch die Farbe absorbiert. Hier sind die unterschiedlichen Farbaufträge deutlicher zu sehen. Die Wirkung aber ist ähnlich wie bei den Monoprints: Das Bild saugt den Blick des Betrachters förmlich ein.

Lydia Mammes ist 1963 in Euskirchen geboren. Seit ihrem Studium der freien Kunst an der Fachhochschule in Köln arbeitet sie als Malerin. Ihr Atelier hat sie in der alten Weinbrennerei Dujardin in Krefeld.

Die Ausstellung im Kunstraum No. 10 ist bis zum 29. Januar freitags von 17 bis 19 Uhr sowie samstags und sonntags von 15 bis 17 Uhr zu besichtigen.

(RP)
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