Mönchengladbach Ein Männerchor verjüngt sich selbst

Mönchengladbach · Aus Liederkranz Neuwerk wurde MGsing.de - der Chor verblüfft mit moderner Bühnentechnik. Repertoire und Outfit ändern sich, und im nächsten Jahr feiert der Männergesangverein seinen 150. Geburtstag. Die Vorbereitungen laufen.

 Bei diesem Auftritt in der Kaiser-Friedrich-Halle trugen die Sänger noch Jeans und weiße Hemden. Zukünftig sollen sie, so steht es im Strategiepapier, auf der Bühne in schwarzen Anzügen und dunkelgrünen Hemden erscheinen. Texte und Bilder als Projektion sind ausgesprochen modern.

Bei diesem Auftritt in der Kaiser-Friedrich-Halle trugen die Sänger noch Jeans und weiße Hemden. Zukünftig sollen sie, so steht es im Strategiepapier, auf der Bühne in schwarzen Anzügen und dunkelgrünen Hemden erscheinen. Texte und Bilder als Projektion sind ausgesprochen modern.

Foto: Liederkranz

In den letzten zehn Jahren sind in Nordrhein-Westfalen 500 Männergesangvereine von der Bildfläche verschwunden. Viele der Verbliebenen siechen vor sich hin, bereiten sich auf einen stillen Tod vor. "Das wird uns nicht passieren", sagen die Männer vom Männergesangverein Liederkranz Neuwerk. "Wir wehren uns." Dass sie das ernst meinen, haben sie in der jüngsten Vergangenheit bereits bewiesen. Tatsächlich hat der Vorstand Nägel mit Köpfen gemacht. "Wir waren eigentlich nur in Neuwerk bekannt, und unser Name suggerierte auch, dass wir ausschließlich in diesem Stadtteil auftreten", sagt der 1. Vorsitzende Gerald Seidel. Das musste dringend geändert werden. Ein Initiativkreis wurde gegründet, der die Aufgabe übernahm, in der Öffentlichkeit für den Chor zu werben.

Dann wurde der Name geändert: MGsingt.de heißt der Männerchor jetzt, MGV Liederkranz Neuwerk steht nur noch in der Unterzeile. "Dieser Name ist zeitgemäß, MG steht für Mönchengladbach und der Zusatz "de" ist der Hinweis auf die Internetpräsenz", sagt Bernhard Büdts. Der Kommunikationsberater und -designer ist der Bruder des 2. Vorsitzenden Peter Büdts, er singt nicht im Chor, half aber dennoch gern. "Es ist sowieso besser, wenn man für eine Marketingstrategie das Ganze von außen betrachtet", sagt Bernhard Büdts. Er entwickelte ein komplettes Rundum-sorglos-Paket für den Männergesangverein.

Drei große Chorkonzerte hat es unter dem neuen Namen bereits gegeben - nicht in Neuwerk, sondern in der altehrwürdigen Kaiser-Friedrich-Halle. Die Konzerte zeigten, in welche Richtung es geht. Die Moderation übernahmen in einem Fall RP-Redakteur Wolfram Goertz und in einem anderen Konzertveranstalter Günter vom Dorp - flott, kenntnisreich und souverän. Das verstaubte Image des Männergesangvereins wurde einfach weggebeamt, indem Bilder und Texte auf eine Leinwand projiziert wurden. Das hat Pfiff, das ist die Kommunikation des 21. Jahrhunderts. Die Modernisierung betrifft selbstverständlich auch den Internetauftritt, der komplett überarbeitet wurde.

So etwas hätten sich die jungen Männer, die sich vor 150 Jahren in Schillbergs Laube an der heutigen Hovener Straße zur Gründung des Gesangvereins trafen, nie und nimmer vorstellen können. Wie auch. Damals gab es noch keine Autos, sie waren noch nicht einmal erfunden. Dass der Mensch einmal fliegen würde - so ein Quatsch. Und Internet? Was hätten die jungen Sänger sich darunter vorstellen können. Ganz sicher haben sie sich aber auch damals nicht gedacht, dass der frischgegründete Chor 150 Jahre überdauern würde. 2017 wird der Riesengeburtstag gefeiert. Die Vorbereitungen laufen. Und die 42 Sänger und ihr Chorleiter Edi Riethmacher freuen sich auf ein ereignisreiches Jahr. Es geht am 19. März, um 11 Uhr los mit einem musikalisch gestalteten Gottesdienst im Münster mit anschließendem Empfang im Haus Erholung.

Für das Jubiläumsjahr wird ein besonderes Repertoire erarbeitet. Zum klassischen Liedgut kommen Titel von Udo Jürgens, Peter Maffay und der Münchener Freiheit dazu. Und das Marketingkonzept von Bernhard Büdts regelt sogar das zukünftige Outfit der Sänger. Die Männer sollten, so der Experte, in schwarzen Anzügen auftreten. Darunter empfiehlt er ein dunkelgrünes hochwertiges Hemd mit verdeckter Knopfleiste und Kent-Haikragen oder New-Kent-Kragen ohne Krawatte. Ein dunkelrotes Einstecktuch wäre denkbar. Und zuletzt weist er an: "Alle Taschen im Hemd und im Anzug sind vor dem Auftritt zu entleeren. Höchstens ein Tempotaschentuch ist denkbar."

(RP)
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