Mönchengladbach Britta Thie: Ein Leben auf dem Bildschirm

Mönchengladbach · Blondes, langes Haar, elfenhaftes Gesicht, helle Wimpern und Augenbrauen, schmale, zerbrechliche Figur - Britta Thie kennt man aus der Werbung. Sie modelt für Louis Vuitton, Jil Sander & Co. Aber eigentlich ist Britta Thie Künstlerin. In der aktuellen Ausstellung "Von den Strömen der Stadt" im Museum Abteiberg präsentiert sie sich und ihr Leben auf fünf Bildschirmen. Ein vertikal geteilter Monitor zeigt sie gleich zweimal. Die linke Britta Thie gibt der rechten Britta Thie Anweisungen: "Augen Kamera, Augen kneifen, Mund auf, Schultern buckeln, Profil, mehr Energie ins Kinn, leiden, leiden - mehr leiden." Befehle, die sie in ihrem Model-Leben sicher häufig genug hört. Die rechte Britta Thie reagiert auf alle Fälle punktgenau. Die Videosequenz ist kurz - und wird permanent wiederholt. Dadurch wird's nicht besser - für das Model, das den eigenen Willen ganz schön wegstecken muss. Ein weiterer Bildschirm zeigt Britta Thie tanzend zu einem gesprochenen Lied und unterlegt von ausgesprochen psychedelischer Musik. Und gleich nebenan macht sie Werbung für Trockenshampoo.

Mönchengladbach: Britta Thie: Ein Leben auf dem Bildschirm
Foto: Katja Illner

Ihre Arbeit "Translantics" hat sie gemeinsam mit ihrer Co-Regisseurin Julia Burlingham aus ihrer Webserie für das digitale Programm der Schirn Kunsthalle Frankfurt realisiert. In der Folge von insgesamt sechs Filmen nennt sich Britta Thie BB. Mit ihren Freundinnen Annie und Yuli durchstreift sie Berlin, sie verschaffen sich Zutritt in die "Hate Box", sie besuchen eine Galerie, in der sehr merkwürdige Kunst ausgestellt wird, für sehr merkwürdige Leute. BB skypt, sie geht zur Therapeutin, in deren Warteraum sie sich vor zwei ziemlich üblen Punkerinnen ängstigt - bis die ihre Schuhe ausziehen und ihre durchlöcherten Strümpfe zeigen. Britta Thie fährt mit der Bahn - nach Minden. Da ist sie geboren. 1987. Sie ist bei ihren Eltern, mit einer wunderschönen Erdbeertorte und vielen Erinnerungen konfrontiert. Und im Garten ist alles so schön gewachsen.

Es ist eine Arbeit, die den Betrachter ziemlich nahe an die Künstlerin herankommen lässt. Vermeintlich. Denn immerhin bleibt die Selbstinszenierung distanziert und lückenhaft. In der Vielzahl der Videos, die tagtäglich von Gott und der Welt ins Netz gestellt werden, ist Überflutung programmiert. Vielleicht ist das genau das Thema von Britta Thie. Vielleicht aber auch nicht. Finden Sie es heraus. Für sich.

Die Rheinische Post wird die einzelnen Positionen der Ausstellung in Bild und Text vorstellen.

(RP)
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