Mönchengladbach Begegnungen im Augenblick

Mönchengladbach · Künstlerin Christiane Bethke lud mit Schülern Passanten zur Zeichenaktion ein.

 Christiane B. Bethke und die Schüler vor dem Sonnenhaus.

Christiane B. Bethke und die Schüler vor dem Sonnenhaus.

Foto: Ilgner

Ein Fundus an spontanen Porträtzeichnung ist sichtbares Ergebnis einer Kunstaktion der Künstlerin Christiane B. Bethke mit Schülern der Hans-Jonas-Gesamtschule Neuwerk. Auf dem Sonnenhausplatz und der Hindenburgstraße warben elf Jugendliche unterschiedlichster Nationalitäten Passanten für gemeinsame Zeichenaktionen an. Gezeichnet wurde jeweils zu zweit mit direktem Augenkontakt und ohne Blick auf das Zeichenblatt auf einer Holzvorrichtung. Entsprechend abstrakt sind oft genug die Konterfeis, die Begegnung und Annäherung in der Auseinandersetzung mit dem Selbst und dem Gegenüber spiegeln. Am Ende dürften die beteiligten Jugendlichen überrascht gewesen sein über die Vielfalt der gewonnenen Erfahrungen und entfachten Debatten. Die 15- bis 17-Jährigen bemerkten, wie viele Nationalitäten sich im Stadtzentrum begegnen, während ihre kleine Gruppe selbst beispielhaft für kulturelle Vielfalt steht.

"Augenblickmal" hat Bethke die interkulturelle Kunstaktion im öffentlichen Raum überschrieben. Unterstützt wird das Projekt vom Landesprogramm NRW, Kultur und Schule. "Es geht mir nicht vorrangig um die künstlerische Qualität der Zeichnungen, sondern um Begegnung und Kontakte. Da hatten wir sehr schöne, aber es gab auch unschöne Momente", berichtet die Künstlerin. "Die Schüler sind mit unglaublicher Begeisterung dabei", schwärmt Oberstufenkoordinatorin Ulrike Heiser. Sieben der elf Beteiligten sind Seiteneinsteiger, also Kinder von Flüchtlingen. "Die internationale Vielfalt hat uns geholfen. Egal, woher die Menschen kamen, die wir angesprochen haben, einer von uns konnte immer die Sprache", sagt der 17-jährige Max vom Dorp.

Atche Hyusein kam vor zwei Jahren aus Bulgarien. Sie zeigt begeistert eine ihr gewidmete Skizze, auf der ihre Zahnspange witzig überzeichnet ist. Die Mazedonierin Elisabeta Salioska ist ganz berührt von dem Porträt, das ein ihr bis dahin völlig unbekannter Mazedonier gezeichnet hat. "Er hat mir verraten, dass er ein Künstler ist", erklärt sie stolz. Die Syrerin Batoul Amoud zeichnet sehr gerne und träumt von einem Architekturstudium nach dem Abitur. "Ich habe kein Problem damit, Leute anzusprechen", sagt sie selbstbewusst.

Kommende Woche setzen die Schüler die Aktion mit Begegnungen über die Fotografie fort. Und am 19. Januar werden Zeichnungen und Fotos in einer Rauminstallation und einem Foto-Loop während des Symposiums der Hans-Jonas-Stiftung in der Citykirche gezeigt.

(anw)
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