Mönchengladbach Beethoven-Trio begeisterte mit russischem Repertoire

Mönchengladbach · Die Gäste hörten ein ausgewogenes Programm aus Klassik, Moderne und Romantik.

Mit dem Beethoven-Trio Bonn war im 5. Schlosskonzert der Saison eins der herausragenden Klaviertrios unserer Zeit zu Gast. Seit seiner Gründung 2005 begeistert das Ensemble mit seinen leidenschaftlichen und hochexpressiven Interpretationen und seiner fesselnden Balance von Emotion und Eleganz. Nachdem es sich zunächst mit Kompositionen seines Namensgebers sowie Werken der Romantik einen Namen gemacht hatte, widmet sich das Trio in jüngster Zeit verstärkt auch dem russischen Repertoire.

Im vollbesetzten Rittersaal stellten sich der Geiger Mikhail Ovrutsky, der Cellist Grigory Alumyan und der Pianist Jinsang Lee, der vor kurzem eine Professur in Seoul übernommen hat und eigens für das Schlosskonzert nach Deutschland gekommen war, mit einem ausgewogenen Programm aus Klassik, Moderne und Romantik vor. Beethovens Gassenhauer-Trio als heiter-schwungvoller Auftakt und Mendelssohns Klaviertrio Nr. 1 als klangschönes und hochvirtuoses Finale umrahmten zwei emotional aufwühlende Mittelpunkte: vor der Pause Schostakowitschs Klaviertrio op. 8. Ein geniales Werk des bei der Entstehung erst 17-jährigen Komponisten, dessen stilistische Uneinheitlichkeit das Beethoven-Trio Bonn souverän zu einer ausgewogenen Homogenität führte.

Den für viele unerwarteten Höhepunkt des Konzerts lieferte anschließend das unvollendet gebliebene Trio des wenig bekannten russischen Komponisten Alexander Alyabyev, dessen Wiederentdeckung das Beethoven-Trio mit einer CD initiiert hat, die weltweit für Furore sorgt. Mit einigen einleitenden Worten schilderte Cellist Grigory Alumyan das Leben des 1787 geborenen Komponisten, der in eine Schlägerei verwickelt und trotz fehlender Schuldbeweise nach Sibirien verbannt wurde und später bis an sein Lebensende unter Polizeiaufsicht stand. Als Alexander Alyabyev 1851 starb, spielte er als Komponist kaum mehr eine Rolle.

Im Rittersaal erlebte der „russische Schubert“ dank einer Interpretation, die den virtuosen Umgang mit dem Klavier mit den eingängigen und doch eleganten Themen der Streicher meisterhaft ergänzte und manches Mal auch einen kleinen Anklang an gepflegte Salonmusik einfließen ließ, eine vom Publikum gefeierte Anerkennung. Für den langanhaltenden Beifall bedankte sich das Beethoven-Trio mit Piazzollas „Oblivion“ – ein wahrhaft stimmungsvoller Ausklang.

(RP)
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