Mönchengladbach Auf das neue Jahr gepfiffen

Mönchengladbach · Der niederländische Kunstpfeifweltmeister Geert Chatrou bereichert das Neujahrskonzert der Niederrheinischen Sinfoniker. Oberbürgermeister Hans Wilhelm Reiners macht dem Theater Hoffnung auf bessere finanzielle Ausstattung.

 Für das Neujahrskonzert hatten Generalmusikdirektor Mihkel Kütson und die Sinfoniker immens viel Vorbereitungsarbeit geleistet. Geert Chatrou war der Stargast des Abends.

Für das Neujahrskonzert hatten Generalmusikdirektor Mihkel Kütson und die Sinfoniker immens viel Vorbereitungsarbeit geleistet. Geert Chatrou war der Stargast des Abends.

Foto: Jörg Knappe

Der spitze Bleistift, mit dem das Theater immer rechnen muss, konnte beim Neujahrskonzert der Niederrheinischen Sinfoniker in der Schublade bleiben. Das Programm war so vielfältig, bunt und unterhaltsam, wie es einem erlebnishungrigen Publikum gefällt. Dafür spitzte in der ersten Konzerthälfte im Theatersaal ein Solist seine Lippen: Geert Chatrou, dreimaliger Weltmeister der World Whistling Championship, war Stargast der "Neujahrsgrüße aus der ganzen Welt", die Generalmusikdirektor Mihkel Kütson mit dem Orchester erarbeitet hatte.

Einen Kunstpfeifer quasi von nebenan live auf der Bühne zu erleben - Chatrou ist 1969 in der limburgischen Gemeinde Sint Odiliënberg, also nahe Mönchengladbach geboren - , diesen raren Hörgenuss ließ sich auch viel lokale Prominenz aus Politik, Verwaltung und Wirtschaft nicht entgehen. So konnte Generalintendant Michael Grosse gleich zwei amtierende Oberbürgermeister unter den Gästen begrüßen: Hans Wilhelm Reiners und dessen Krefelder Kollegen Frank Meyer.

Was Grosse da vielleicht noch nicht wusste: Im Parkett saßen auch zwei Alt-OBs, nämlich Norbert Bude und Heinz Feldhege. Bude vor allem erwies sich als respektabler Pfeif-Partner des Solisten, als der lockenmähnige Chatrou bei der Aufführung seiner Eigenkomposition "La Fête de la Belle" das Publikum um aktive Unterstützung bat. Doch nur wenige schafften es, den Refrain mit dem Sequenz-Motiv fehlerfrei mitzupfeifen.

Geert Chatrou, den Michael Grosse als "einen Gast, der auf alles pfeift", ankündigte, verblüffte schon im Auftaktstück. Er brillierte mit silberhellem Koloratursopran in der Arie der Königin der Nacht aus Mozarts "Zauberflöte". Seltsam, solche fabelhaft rein intonierten Klanggirlanden in Spinto-Sopranlage aus dem Mund eines gedrungenen Mannes zu hören. Auswendig! Die Texte der Partien, darunter die anrührende Arie der Lauretta aus Puccinis "Gianni Schicchi" und das mit Konzertmeister Philipp Wenger als Duettpartner dargebotene schmachtende Blumenduett aus "Lakmé" von Delibes, braucht ein Kunstpfeifer freilich nicht zu lernen. Auch gepfiffen entfalteten diese edlen Preziosen virtuoser Gesangskunst viel Glanz.

In "Souvenir de Cirque Renz" betätigten sich die Orchestermusiker einmal als Vokalisen-Chor auf dem Laut "Ah". Bei allem Sinn für Späßchen und kleine kapellmeisterliche Showeinlagen machte der leger agierende GMD Kütson eins ganz klar: Für dieses Konzertprogramm hatten die Sinfoniker immens viel Vorbereitungsarbeit geleistet. Erfolgreich! Entsprechend große Begeisterung lösten ihre akribisch umgesetzten Interpretationen aus.

Das wurde im zweiten Programmteil besonders deutlich, da hier nicht mehr gepfiffen, sondern ausschließlich musiziert wurde. So genossen die Theatergäste das Zwischenspiel aus einer Zarzuela des Spaniers Gerónimo Giménez und freuten sich, die temperamentvolle, raffiniert orchestrierte Suite des Armeniers Aram Chatschaturjan aus der Schauspielmusik zu einer Komödie von Lope de Vega kennenzulernen.

OB Reiners dankte allen Aktiven und stellte dem Theater in Aussicht, seinen finanziellen Spielraum künftig erweitern zu können. Und dies schon im Hinblick auf das 2020 anstehende 70-jährige Bestehen der Theaterehe.

(ri)
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