Mönchengladbach Als die Minen schlossen: Die letzte Schicht

Mönchengladbach · Eine Fotoausstellung im Schloss Rheydt beschäftigt sich mit dem Schicksal der Bergarbeiter, die arbeits- und perspektivlos wurden. Niederländische, belgische und deutsche Fotografen zeigen ihre eindrucksvollen Bilder.

 Klaus Mühlenkamp vor den drei prämierten Einzelfotografien. Die Mittlere belegt den ersten Platz. Es ist eine Arbeit von René Duchateau und trägt den Titel "Was nun?". Das linke Foto kam auf den zweiten, das rechte auf den dritten Platz.

Klaus Mühlenkamp vor den drei prämierten Einzelfotografien. Die Mittlere belegt den ersten Platz. Es ist eine Arbeit von René Duchateau und trägt den Titel "Was nun?". Das linke Foto kam auf den zweiten, das rechte auf den dritten Platz.

Foto: Detlef Ilgner

Nein, Fröhlichkeit wird in dieser Ausstellung nicht aufkommen. Eher Nachdenklichkeit. In der Vorburg von Schloss Rheydt wird am morgigen Sonntag, 13. Dezember, um 11.30 Uhr, die Foto-Präsentation "Die letzte Schicht" eröffnet. Das Thema ist die Schließung der Minen in den Niederlanden vor 50 Jahren. Tausende Arbeitsplätze gingen damals verloren, die Fotos machen deutlich, wie katastrophal die Folgen für die betroffenen Menschen und ihre Familien waren. Todtraurige Gesichter, leere Blicke, aber auch menschenleere Industriewüsten sind zu sehen. Und dennoch sind die Fotos von ausgesprochen einfühlsamer Ästhetik geprägt. Bei allem Elend - schön.

Die Bilder der Ausstellung sind hervorgegangen aus einem Euregionalen Wettbewerb für ambitionierte Amateurfotografen aus der niederländischen und der belgischen Provinz Limburg sowie aus dem Rheinland. Aus den eingereichten Arbeiten wurden 40 ausgewählt, die nun im Schloss Rheydt zu sehen sind. Vorher war sie schon in den Niederlanden, und Anfang Januar 2016 wandert sie weiter nach Belgien. Eine Fachjury, zu der auch Klaus Möhlenkamp vom Museum Schloss Rheydt gehörte, hat drei Preise für Einzelfotos und drei für Fotoserien vergeben. "Die Fotografen erhalten einen kleinen Obolus", sagt Möhlenkamp. Reichtümer sind hier nicht zu gewinnen - wohl aber Bewunderer für die Fotos.

Und da sind nicht nur die preisgekrönten Fotos sehenswert. Die klobigen Arbeitsschuhe beispielsweise, die mit den Schuhriemen zusammen gebunden irgendwie über den Asphalt zu schweben scheinen. Sie halten sich gegenseitig. Jules van Herten hat dieses beeindruckende Foto gemacht. Oder die Schalttafel von Lucie Schreurs, die seltsam beziehungslos und statisch ins Bild gesetzt wurde. Bis der Betrachter versteht: Hier geht nichts mehr, hier ist alles auf Null runtergefahren.

Bei den Einzelbildern hat René Duchateau am besten abgeschnitten. Sein Foto zeigt einen Bergarbeiter, der auf einer Holzbank vor seinem Spind sitzt. Die Ellbogen auf die Knie gestützt, hat er sein Gesicht in den Händen verborgen. Neben ihm steht seine Arbeitstasche auf dem Boden. "Was nun?" titelt der Fotograf diese Komposition.

Die beste Serie kommt von Jan van Soest, "Das Ende einer Epoche" heißt die Reihe von fünf Fotos. Ein Bergarbeiter mit Helm durchwandert ein letztes Mal die Zechenräume. Außer ihm ist nur noch eine Schaufensterpuppe zu sehen. nicht auf allen Bildern, sondern unvermittelt - hier und da. Die Endgültigkeit des Abschieds wird gerade in dieser fünfteiligen Arbeit geradezu greifbar.

Die Fotoausstellung ist mit einem Musikprojekt gekoppelt. Das Maastrichter Ensemble 88 wird unter der Leitung des Eupener Musikers Paul Pankert im Rittersaal während der Eröffnung - unmittelbar nach der Begrüßung der Gäste durch Museumsdirektor Karlheinz Wiegmann - ein Konzert mit Werken aus der Euregio geben.

Die letzte Schicht: 13. Dezember 2015 bis 3. Januar 2016; Öffnungszeiten des Museums: Dienstag bis Freitag, 11 bis 17 Uhr, Samstag und Sonntag 11 bis 18 Uhr; Eintritt: 5 Euro, ermäßigt 2,50 Euro; Kontakt: Telefon 02166 928900, info@schlossrheydt.de, www.schlossrheydt.de

(RP)
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