Mönchengladbach Alltagsweisheiten auf Rheinisch

Mönchengladbach · Zur Sommermusik Schloss Rheydt sinnierte Jürgen B. Hausmann über die im Dialekt ruhende Deutungsmöglichkeiten und die "gute alte Zeit". Und er outete sich als "der Tuppes", der in der Küche grundsätzlich den Abwasch machen muss.

 Jürgen B. Hausmann auf der Bühne der Sommermusik: Gelegentlich griff der Kabarettist in die Schlagerkiste.

Jürgen B. Hausmann auf der Bühne der Sommermusik: Gelegentlich griff der Kabarettist in die Schlagerkiste.

Foto: Jörg Knappe

Im üppigen Musikprogramm der Sommermusik Schloss Rheydt nahmen sich Jürgen B. Hausmanns Weisheiten über den tief schürfenden Sinn rheinischer Redensarten als überraschender Tupfer aus. Doch der Kabarettist greift für die musikalische Unterlegung seiner Texte mitunter gerne in die Schlagerkiste. So war dann doch irgendwie die direkte Verbindung gegeben.

Der Sommermusik-Initiator Günter vom Dorp hatte die Premiere eines Wortbeitrags bewusst als "schöne Farbe" mit Bezug zum Niederrhein ausgewählt. Wegen der aktuellen Wetterkapriolen äußerte der Moderator zur Begrüßung die Hoffnung, dass alle Besucher mit Regencapes bestens ausgerüstet seien. Der Kabarettist band die Ansage rheinisch verquer in seinen liebevoll komödiantischen Blick auf Alltägliches und vertraute Floskeln ein. Und tatsächlich wagte sich erst nach dem kräftigen Schlussapplaus ein erster rheinischer Nieselregen hervor.

Hausmann, im zweiten Leben als Jürgen Becker Lehrer für Geschichte, Griechisch und Latein sowie den Karnevalisten als "Ne Hausmann" vertraut, hat eine Vorliebe für die kleinen Dinge. Nach hiesiger Lebensart heißt sein aktuelles Programm "Wie jeht et? - Et jeht!". Entsprechend tiefschürfend philosophierte der Kabarettist über die vielen Deutungsmöglichkeiten des nur scheinbar schlichten Verbs und andere sprachliche Merkwürdigkeiten. Dem Gewitter im Anzug gesellte er einen Regenschauer im Kleid dazu. Das Mönchengladbacher Publikum goutierte lachend den hohen Wiedererkennungswert der schelmisch raffinierten Sprachspielereien. Wer in der Pause die Ohren spitzte, hörte hier und da lebendige Parallelen aus der Realität.

Im äußeren Auftreten setzt Jürgen B. Hausmann mit Anzug und Krawatte auf Seriosität. Doch er ist ein Schelm, und als solcher weiß er sparsam dosiert, Anzüglichkeiten amüsant zu verpacken. In der Rolle des braven Ehemanns wusste er von den Besonderheiten mit dem weiblichen Geschlecht zu erzählen. Der unglückliche Besitzer einer modernen Kücheninsel klagte über Vereinsamung und gab sich zum Abba-Song nicht als "The winner takes it all", sondern als "der Tuppes", der alles alleine spült. Nach der Pause wagte sich Jürgen B. Hausmann in die weite Welt. Er sang und plauderte über Fernsehserien aus der Ära um "Schwarzwaldklinik" und "Dallas" sowie von Reisen nach Art der "guten alten Zeit". Damals gab es noch kein Navi. Hausmann weiß aus Erfahrung: Wenn du verheiratet bist, hast du heute sogar zwei. Ein freundliches und eins auf dem Beifahrersitz.

(anw)
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