Mönchengladbach Kuhle acht und Familie mit neun

Mönchengladbach · Die Aufschrift ist nicht zu übersehen. Auf einer großen bunten Collage am Eingang der Jugendwerkstatt prangert der Name "Kuhle acht", die nächste Tür des RP-Adventskalenders. Das Bild haben die Jugendlichen der Einrichtung selbst erstellt – insgesamt 48 junge Erwachsene ab 16 Jahren sind zurzeit in der Kuhle beschäftigt.

 Seit fast 30 Jahren bietet die Werkstatt „Kuhle acht“ Jugendlichen ohne Schulabschluss eine letzte Chance.

Seit fast 30 Jahren bietet die Werkstatt „Kuhle acht“ Jugendlichen ohne Schulabschluss eine letzte Chance.

Foto: Rick

Die Aufschrift ist nicht zu übersehen. Auf einer großen bunten Collage am Eingang der Jugendwerkstatt prangert der Name "Kuhle acht", die nächste Tür des RP-Adventskalenders. Das Bild haben die Jugendlichen der Einrichtung selbst erstellt — insgesamt 48 junge Erwachsene ab 16 Jahren sind zurzeit in der Kuhle beschäftigt.

 Die neunköpfige Familie Wieden wohnt im Haus mit der Nummer neun.

Die neunköpfige Familie Wieden wohnt im Haus mit der Nummer neun.

Foto: Rick

Seit fast 30 Jahren bietet die Werkstatt Jugendlichen ohne Schulabschluss eine letzte Chance. Ein Jahr lang arbeiten sie in der Hauswirtschaft, Schmiede, Schreinerei oder dem Innenausbau und sollen somit an einen geregelten Arbeitsalltag herangeführt werden. Das geht nicht ohne die nötige Disziplin. "Die Jugendlichen gehen einen Vertrag mit uns ein", sagt Leiter Wolfgang Puk.

Das heißt: Kommt einer von ihnen zu spät zur Arbeit, kann er nach Hause geschickt werden, ohne den Tag bezahlt zu bekommen — denn für die Jugendlichen gibt es einen Anerkennungsbetrag von 150 Euro im Monat. Neben der Arbeit in den Abteilungen erhalten die Angestellten Unterricht in Mathe und Deutsch und treffen sich mit einem Sozialpädagogen zu Gruppengesprächen. "Wenn wir den jungen Leuten die Möglichkeit dazu geben, können sie eine Menge leisten", sagt Leiter Wolfgang Puk. Das haben sie schon beim Tag der offenen Tür der Einrichtung bewiesen. "Wir haben den Jugendlichen aus der Hauswirtschaft komplett das Catering überlassen, das sie hervorragend auf die Beine gestellt haben", sagt er.

Das nächste große Essen steht bei der Weihnachtsfeier bevor. Da kochen die Jugendlichen ein Fünf-Gänge-Menü. "Das Weihnachtsessen ist sehr wichtig für uns", sagt Puk. "Schließlich legen wir Wert auf ein gutes Miteinander."

Tür 9

Nico Wieden (7) kann es kaum erwarten, das nächste Törchen an seinem Adventskalender zu öffnen. "Das ist viel größer als die anderen — da ist bestimmt etwas cooles drin", sagt er. Aber nicht nur der Spielzeugkalender gibt morgen das Geheimnis hinter der neunten Tür preis.

Gemeinsam mit seinen sechs Geschwistern öffnet Nico die nächste Tür beim RP-Adventskalender und gewährt einen Einblick in die bunte Weihnachtsvorbereitung der neunköpfigen Familie.

Lisa erlebt die Adventszeit zum ersten Mal. Der fünf Monate alte Säugling ist das siebte Kind der Familie. Deswegen hat Bundespräsident Horst Köhler eine Ehrenpatenschaft für Lisa übernommen. Die ersten Plätzchen hat Mutter Katja Wieden (36) längst mit ihren Sprösslingen gebacken. Und das wie am Fließband. "Bei uns darf der Reihe nach jedes Kind ein halbes Blech ausstechen", erzählt sie. Und das klappt ohne quengeln und vordrängeln. Mit dem gemeinsamen Basteln ist es schwieriger: Je näher Heiligabend rückt, desto komplizierter wird es für Katja und Stefan Wieden (43), die Papp-Weihnachtsmänner ihrer Sprösslinge unterzubringen. "Wir basteln mit den Kindern, so oft sie Lust haben."

Hinzu kommen selbstgemachte Kunstwerke aus dem Kindergarten und der Schule. Mittlerweile quillt das Wohnzimmer vor lauter Weihnachtsdekoration über. "Wir haben einige Sachen schon für nächstes Jahr zur Seite gelegt", berichtet Stefan Wieden. Doch dann erwartet die Familie eine neue Flut an selbstgebackenen Schneemännern und Tannenbäumen. Die Plätzchen sind fertig, das Haus geschmückt — Heilig Abend kann kommen. Bis dahin liest der Vater den Kindern jeden Abend Weihnachtsgeschichten vor. "Dafür treffen wir uns in einem der Kinderzimmer."

Wenn es nach den Kleinen geht, kann die Zeit nicht schnell genug vergehen. Die haben nämlich schon längst die Wunschzettel ans Christkind abgeschickt. Alle, außer Sascha. "Das Radio, das ich mir wünsche, bekomme ich trotzdem", ist er sich sicher. "Das ist kein Problem — Mama erzählt dem Christkind einfach am Telefon, was ich haben möchte."

(RP)
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