Mönchengladbach Küsterin findet 188 Jahre altes Kreuz

Mönchengladbach · Das ist wohl DER Fund des Jahres in der altehrwürdigen Hauptpfarrkirche. Denn als die Küsterin Ricarda Hetzel in der Sakristei der Citykirche in den Schränken aufräumte und ein angelaufenes und verstaubtes Silberkreuz aus einer Pappschachtel hervorholte, verschlug es Pfarrer Albert Damblon beinah die Sprache. Ist das nicht das 188 Jahre alte Versehkreuz, das seit 43 Jahren wie vom Erdboden verschluckt ist? Ja, das ist es! Und anlässlich dieser kleinen Sensation lud der Pfarrer in die Propstei ein.

Vergessenes Kreuz aufgetaucht

Inzwischen blitzt und funkelt das etwa 30 Zentimeter kleine und ordentlich schwere Versehkreuz wieder im Tageslicht. "Als wir es fanden, war es richtig ramponiert und schmutzig. Das Gröbste haben wir abbekommen. Eine liebe Spenderin ermöglichte die Politur und Aufwertung durch einen Silberschmied", sagt der Regionaldekan. Kaum vorzustellen, dass dieses schwere Schmucktstück einst von Pfarrern mit einer Kette um den Hals getragen wurde. "Aber das war so, denn es hatte einen Sinn", erzählt Damblon. Und der lag darin, dass in dem Kreuz, das wie ein Amulett an der Vorderseite geöffnet werden kann, sich zwei kleine Dosen befinden, in denen damals Hostien und das heilige Öl für Kranke und Sterbende aufbewahrt wurden. Damit gingen die Pfarrer auf teils weite Versehgänge, denn die Hauptpfarre bildet zu dieser Zeit das Zentrum der Kirche in der heutigen Stadt. Im Falle des gefundenen Kreuzes war es Pfarrer Cornelius Kirchrath. Als Beleg dafür gilt eine Gravur in Latein an der Rückseite des Fundstücks: "Zum Gebrauch bei Kranken – 15. August 1821". Doch damit nicht genug. Anfang des Jahres klingelte es bei Damblon an der Tür. Der ehemalige Probst Edmund Erlemann hielt in seinen Händen ein bis dato gar nicht erst vermisstes historisches Versehkreuz, das ihm ein Unbekannter aus einer anderen Stadt mit den Worten zukommen ließ: "Dieses Kreuz müsste zu ihrer Kirche gehören." Darüber waren sich die zwei Kirchenmänner schnell einig, denn auch hier galt eine Inschrift als Indiz dafür. Ein Kreuz, das dem Abt Servatius van den Berg von 1725 bis 1750 gehörte. Wie dieses Kreuz die Kirche verlassen konnte? Damblon zuckt mit den Schultern. "Durch die Säkularisierung wurde 1802 die Abtei aufgelöst, die Mönche habe ihre Koffer gepackt und vielleicht etwas mitgenommen."

Nun stehen das verlorenen und vergessene Kreuz in der Schatzkammer des Münsters. Da gehören sie auch hin. Denn heute trägt kein Pfarrer mehr ein bleischweres Versehkreuz um den Hals. "Wir bewahren die Hostien und das Öl in einer Burse auf", sagt Damblon. Ein lederndes Etui, das in der Innentasche des Sakkos, also nah beim Herzen, getragen wird.

(RP)
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