Mönchengladbach Künstlerin erforscht das Wesen der Farbe

Mönchengladbach · Die NEW zeigt einen Bilderzyklus der Malerin Nicole Peters. Horizontlinien charakterisieren ihre Arbeiten.

"Wenn eine Linie ein Blatt waagerecht teilt, entsteht beim Betrachter sofort die Assoziation ,Horizont, Landschaft'" erklärt die Malerin Nicole Peters. Diese Vorstellungskraft des Betrachters macht sich die Künstlerin bei ihrem Bilderzyklus "Innenraum" zunutze. 24 Werke des bis dato 42 Bilder umfassenden Zyklus sind im Foyer der NEW-Zentrale an der Odenkirchener Straße bis zum 27. Juni ausgestellt.

Die Bilder ähneln einander, ohne wirklich ähnlich zu sein – nur weil sie eine Gemeinsamkeit haben: den Horizont. Dieses Phänomen, das Arbeiten in Serien, sei ein typisches Kennzeichen moderner Malerei und Kunst, erklärt Kunstwissenschaftler Dr. Christian Krausch bei seiner Einführung zur Entwicklung der Kunstszene. "Künstler versuchen das Gefundene auszuloten, indem sie es in vielfältigen Varianten immer neu schaffen." Nicole Peters beherrsche diese "Kunst der Serie" in hoher Qualität, da ihr Schaffen eine große Vielfalt aufweise.

Für Nicole Peters aus Goch steht das Wesen der Farbe im Mittelpunkt. Sie erforscht die innere Dimension der Farbe, ihre Emotionalität und Wirkung. Die Farbtechnik, die sie für den und mit dem Zyklus "Innenraum" 2006 entdeckt hat, lässt sie tiefer in die Materie eindringen. "Peters verwendet einen lasierenden Farbauftrag aus stark verdünnter Acrylfarbe", so Krausch. Nach mehrmaligem Farbauftrag schimmern die voraufgegangenen Schichten durch die letzte Farbschicht hindurch, was eine Addition der Leuchtkraft bewirke. Das vorwaltende Gelb, das den Betrachter anleuchtet, ist von einer Intensität, die anziehend wirkt und zugleich etwas Irrationales an sich hat. Unterstützt wird das Leuchten durch ein haptisches Element: gemahlenen Schiefer. Dem Gelb werden dunklere, schroffe Farbpartien mit Schiefer – meist bräunlich schimmernd – in starkem Kontrast entgegengesetzt, "ohne das Gefühl von Schwere zu erzeugen", so Krausch.

"Innenraum" heißt der Bilderzyklus, "weil die Landschaften eine innere Stimmung widerspiegeln", erklärt Peters, doch seien sie nicht Abbild der eigenen Seelenlandschaften. Eine weitere Steigerung der Farbintensität erreicht die Malerin, indem sie drei ihrer Bilder in eine korrodierte Eisenkiste einfügt. Der Effekt der Dreidimensionalität intensiviert zudem den Schwebecharakter, den das Bild allein vermittelt.

NEW-Vorstand Frank Kindervatter hatte aus der ersten Ausstellung im Jahr 2002 zwei Bilder angekauft und erinnert sich: "Damals kam ich als Besucher und war fasziniert. Diese Ausstellung hat in mir die Leidenschaft für Kunst erweckt. Damit habe ich an mir selbst die Intention der Reihe ,Linie Kunst', nämlich die Hemmschwelle für die Berührung mit Kunst herabzusetzen, erlebt."

Um auch Grundschulkinder an Kunst heranzuführen, bietet Nicole Peters am 24. Mai einen Workshop in den Räumen der NEW an. Bewerben können sich Schüler ab der zweiten Klasse.

(RP)
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