Mönchengladbach Krieg zwischen Bilderbüchern

Mönchengladbach · Mit einer Lesung hat die Gladbacher Autorin Rebecca Gablé ihr neues Buch "Hiobs Brüder" in ihrer Heimatstadt vorgestellt. Dabei erwies sich die erfolgreiche Schriftstellerin als ausgezeichnete Geschichten-Erzählerin.

Druckfrisch liegen sie da, fein säuberlich gestapelt: Hunderte Exemplare des neuen Buchs von Rebecca Gablé "Hiobs Brüder". Neugierig sind sie, die Gablé-Fans. Um für die rund 200 Zuhörer Platz zu schaffen mussten die Regale mit den Bilderbüchern, der Kinderbeschäftigung und der Lektüre für die Kleinsten weichen. Zwischen "Aus-und Weiterbildung" und der Kinderabteilung lauscht bei der Lesung in der Mayerschen Buchhandlung das Publikum gespannt der Autorin Rebecca Gablé.

Bürgerkrieg in England

"Hiobs Brüder" ist das zwölfte Buch von Gablé. Wieder entführt es seine Leser in das alte England des Mittelalters, als Normannen und Angelsachsen sich nicht so richtig grün waren und ein Erbfolgekrieg zwischen dem englischen König Stephen und seiner Cousine Kaiserin Maud tobt. Wer schon im Roman gelesen hat, fragt sich, wie will Gablé das machen: Neugierde wecken, ohne zu viel zu verraten?

Nun, es zeigt sich, dass Gablé ihr Metier nicht nur beim Schreiben sehr gut beherrscht. Lächelnd nimmt sie am Tisch Platz, schlägt die Beine übereinander und lehnt sich zurück. "Bisher standen immer die politische Historie und die Menschen, die die Politik bewegt haben, im Mittelpunkt meiner Bücher", erzählt sie. "Jetzt kommen die zwar auch vor, aber sie sind Randfiguren." In "Hiobs Brüder" entlässt sie sieben körperlich oder geistig behinderte Menschen aus ihrer Isolation auf einer Insel und schickt sie durch den Bürgerkrieg des England von 1147. Ein letzter Blick über den Brillenrand streicht über die Zuschauer, dann schlägt Gablé ihr Buch, das erkennbar am Beginn ihrer Lesereise steht, auf. Auf den ersten neun Seiten macht sie die Zuhörer mit Simon der Clare bekannt. Weil der Spross eines Ritters die Fallsucht hat wird er von Mönchen auf die Insel gebracht. Dort lernt er seine Gefährten kennen, darunter Losian, der hier lebt, seit er vor drei Jahren sein Gedächtnis verloren hat. Nach neun Seiten hebt Rebecca Gablé wieder den Blick zum Publikum.

Behinderte wurden weggesperrt

"Im Mittelalter gab es eine kirchliche Lehre, die besagte, dass Menschen mit einer körperlichen Fehlbildung nicht nach Gottes Ebenbild erschaffen wurden und geistig Behinderte keine Seele hätten", erzählt sie. "Diese Menschen wurden weggesperrt." Die Idee zu ihrem Roman sei ihr im Urlaub beim Besuch einer griechischen Insel gekommen.

Die Zuhörer lauschen gespannt. Als die kleine Gemeinschaft auf ihr altes Leben trifft, klappt Gablé ihr Buch wieder zu.

(RP)
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