Mönchengladbach Kreidelinien markieren die Stadtmauer

Mönchengladbach · In einigen Wochen erscheint das Buch über die Stadtmauer. Außerdem gibt es Pläne, ihren Verlauf deutlich sichtbar zu machen. So lange wollte die Altstadt-Initiative nicht warten: Ihre Mitglieder markierten Mauer und Türme mit Kreide.

 Die Stadtmauer am Geroweiher. Hier ist die Mauer noch größtenteils erhalten. Sie wird derzeit saniert.

Die Stadtmauer am Geroweiher. Hier ist die Mauer noch größtenteils erhalten. Sie wird derzeit saniert.

Foto: Ilgner

Es war zunächst eine Schnapsidee. Vielleicht nur deshalb entstanden, weil zwischen Weihnachten und Neujahr so viel freie Zeit war. Und die nutzte Johannes Jansen von den Gladbacher Freimeistern, um sich wieder einmal mit Raum und Zeit zu beschäftigen.

 Dieser Kreidekreise markiert den Gasthausturm.

Dieser Kreidekreise markiert den Gasthausturm.

Foto: Hannah von Dahlen

Genauer: Er legte das Gladbacher Urkataster von 1812, erstellt vom französischen Colonel Tranchot und seinem Team, auf ein aktuelles Satellitenbild von Google Earth. Jansen stellte schnell fest, wie genau die Gladbacher Urkarte auf die heutige Stadtkarte passt und "wie gut man den Verlauf der Stadtmauer erkennen konnte".

Es vergingen dann einige Wochen, bis die nächste Idee geboren wurde: Das war beim Frühjahrsputz von Rheinischer Post und GEM. Die Altstadt-Initiative hatte gerade die Umgebung von Altstadt und Geroweiher sauber gemacht, als Johannes Jansen mit einem Kreidewagen erschien, mit dem normalerweise auf Sportplätzen die Markierungen des Spielfelds gemacht werden. Jansen: "Wir sind dann alle zusammen zwei Stunden lang den Verlauf der Stadtmauer abgegangen und haben sie markiert."

Nur im nördlichen und östlichen Teil mussten sie auf Kreidelinien verzichten: Hier stehen auf der früheren Stadtmauer längst Gebäude — die Giebelhäuser des Kapzinerplatzes, Haus Zoar, die östliche Seite der Straße An der Stadtmauer. Die Gruppe zeichnete auch ehemalige Stadttürme ein, die nicht mehr existieren: den Lohmerturm, den Gasthausturm, den Hoppenturm und den Turm an der Bleiche. Hannah von Dahlen und Johannes Jansen fotografierten, Hannah von Dahlen machte außerdem noch ein Video, das bei Youtube zu sehen und zu hören ist.

Die Aktion der Altstadt-Initiative könnte für dieses Jahr Signalcharakter haben. Denn in wenigen Wochen soll endlich das Buch zur Mönchengladbacher Stadtmauer auf den Markt kommen. Stadtarchiv-Leiter Dr. Christian Wolfsberger und Hobby-Historiker Rüdiger Pongs arbeiten mit Hochdruck daran. Eigentlich sollte das Buch bereits Ende vergangenen Jahres erscheinen. "Aber dann haben wir noch so viel Material entdeckt, das wir integrieren wollen. Das Buch wird jetzt deutlich dicker und ausführlicher", sagt Wolfsberger.

Sie können sicher sein, dass es sich gut verkaufen wird. Denn immer mehr Mönchengladbacher interessieren sich für die Geschichte der Stadt im Allgemeinen und die Stadtmauer im Besonderen. Letztere führte lange ein Stiefmütterchen-Dasein. Das mag mit daran liegen, dass bis auf einzelne Teile — deutlich sichtbar ist sie zum Beispiel im Park am Geroweiher — viel verschwunden ist. Das Jahr 1366 taucht in Quellen als Baubeginn auf, 1414 gilt als das Jahr der Fertigstellung.

Vermutungen, dass sie später ein zweites Mal aufgebaut wurde, haben sich nicht bestätigt. In den 1850er-Jahren wurden die Stadtmauer und die Stadttore teilweise systematisch beseitigt. Fragmente finden sich heute unter Wohnhäusern, in einem heute als Restaurant genutzten Haus an der Sandradstraße war einst das Markttor. Derzeit überlegen städtische Planer, sie wieder deutlich sichtbar zu machen — nicht nur mit Kreide.

(RP)
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