Mönchengladbach Kreative Köpfe arbeiten im "Sektor M"

Mönchengladbach · Gemeinsame Büros, genutzt von Selbstständigen – das so genannte "Coworking" ist ein Trend, der auch in Gladbach ein Zuhause gefunden hat. An der Sophienstraße wird das Konzept verwirklicht. Sieben Freiberufler sind daran beteiligt.

 Wollen ihr Team verstärken: Peter Reibel, Carlos Albuquerque, Stefano Picco, Mike Offermanns und Lars Thierling (v. l.)

Wollen ihr Team verstärken: Peter Reibel, Carlos Albuquerque, Stefano Picco, Mike Offermanns und Lars Thierling (v. l.)

Foto: Isabella Raupold

Einzelkämpfer sein kann manchmal ganz schön einsam machen. Da sitzt man im heimischen Arbeitszimmer, lauscht dem Ticken der Wanduhr und die Ideen wollen einfach nicht kommen. Kommunikationsdesigner Stefano Picco kennt noch andere Probleme, die sich mit einem Home-Office ergeben: "Daheim fehlt mir einfach der Wissensaustausch mit anderen Menschen." Und auch Eventmanager Lars Thierling ist sich sicher: "Wer wie wir Synergieeffekte nutzt, wird nicht so schnell betriebsblind." Die beiden Unternehmer klappen ihre Laptops deshalb täglich im Gladbacher "Sektor M" an der Sophienstraße auf – und sind damit in guter Gesellschaft.

2007 fiel der Startschuss für das Gemeinschaftsprojekt in der Alten Spinnerei. Fünf junge Unternehmer wagten damals den Sprung ins kalte Wasser – und gründeten eine Full-Service-Agentur für alle Bereiche der Kommunikation. "Wir waren damals alle schon jahrelang selbstständig und wollten mehr Freiraum für Ideen schaffen, mit denen wir unsere Kunden begeistern", erklärt Picco die Idee hinter der Kreativgemeinschaft. Mittlerweile bespielen sieben Sektor-M-Mitglieder mehr als 500 Quadratmeter Bürofläche.

Das "Coworking"-Prinzip, das sich hinter der Bürogemeinschaft in Bahnhofsnähe verbirgt, klingt simpel. Wer mietet, teilt sich die Infrastruktur von Drucker bis Besprechungsraum, bekommt Tisch, Stuhl, Lampe. Und nette Nachbarn. Wenn gewünscht, gibt es auch ein eigenes Minibüro. Eine moderne Art der Zusammenarbeit, die boomt. Auch an einer anderen Stelle in der Vitusstadt entstehen zurzeit Arbeitsräume für kreative Köpfe. Das "K1" an der Kleiststraße gilt als Sprungbrett für Start-up-Unternehmer. Es umfasst 15 Büros auf 890 Quadratmetern und will mit seiner Konzeptidee dem früheren Erfolgsmodell V16 an der Viersener Straße nachfolgen.

Was das Besondere am Coworking-Gedanken ist? "Es gibt Freiberuflern, Existenzgründern und jungen Selbstständigen die Möglichkeit, einen flexiblen Arbeitsplatz zu nutzen", sagt Picco. Und das dann gleich für ein paar Wochen, mehrere Monate oder auch Jahre. Angepasst an individuelle Bedürfnisse, an den eigenen Geldbeutel und an Stoßzeiten. Auch im Sektor M "atmet" deshalb nicht die Belegschaft, sondern der Büroraum. Und der ist imposant. Auf 350 Quadratmetern haben sich die Mitglieder ein eigenes Reich geschaffen. Vier Meter hohe Decken, große Fensterfronten und eine Gemeinschaftsküche verleihen der Arbeitsfläche mit halboffenen Büros und mehreren Konferenzräumen einen besonderen Charme. Eine angrenzende zweite Halle wird seit 2011 von Fotograf Carlos Albuquerque und Filmproduzent Peter Reibel genutzt. Komplettiert wird die Gruppe durch IT-Dienstleister Dirk Nöller, Journalist Mike Offermanns und Grafik-Designerin Isabella Urfels.

Und: Ein Büro steht zurzeit noch frei. Picco: "Wer kreativ ist, den professionellen Austausch schätzt und ein einzigartiges Arbeitsklima sucht, ist bei uns genau richtig." Wie authentisch das Zusammenwirken vor Ort ist, macht Albuquerque deutlich: "Wir begegnen uns alle auf Augenhöhe und helfen uns. Man kann einfach anfangen, eine Idee zu spinnen, und die anderen denken direkt mit." Denn: Trotz Facebook und Co. ließen sich Kontakte nur schwer über das Internet knüpfen. Mit dem Coworking-Trend geht laut Thierling, Albuquerque und Picco deshalb auch ein Mentalitätswechsel vonstatten: "Weg von den virtuellen, hin zu realen Bekanntschaften."

Persönlich und kommunikativ geht es auch bei den Sonderveranstaltungen im Sektor M zu. Wer will, kann die Fläche für Modenschauen, Hochzeiten oder Betriebsfeiern nutzen. "Es gab auch schon Filmdrehs, Lesungen und Halloween-Partys", so Thierling. Bleibt nur zu fragen, wofür das "M" steht? Picco: "Das haben wir nie so richtig entschieden. Mönchengladbach, machen, Medien – alles ist möglich. Hauptsache, es klingt kreativ."

(RP)
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