Mönchengladbach Kraft ist jetzt Schützenschwester

Mönchengladbach · Die Ministerpräsidentin bekam am Sonntag im Borussia-Park von den Schützen eine Kette überreicht. Außerdem könnte sie jetzt das Kabinett mit Hilfe von Schützen-Willi leiten. Die Vorzüge der Puppe probierte sie sofort aus.

Borussia-Park, gestern Nachmittag 16.55 Uhr. Ministerpräsidentin Hannelore Kraft ist Ehrengast bei einem kleinen Empfang der Schützen in Borussias Konferenzraum — und doch Fan wie die restlichen 49 088 Zuschauer im Stadion. Und darum will die als allererstes wissen: "Spielt Reus?" Nachdem Präsident Rolf Königs ihr das höchstpersönlich bestätigt hat, ist sie mit vollem Herzen: Schützenschwester. Und dass sie das ist, hat Hannelore Kraft nun sogar schriftlich. Denn auf der Schützenkette, die ihr Bezirksbundesmeister Horst Thoren gestern überreichte, sind vorne die Heiligen Drei Könige zu sehen (Thoren: "Die waren zielstrebig, glaubwürdig und großherzig — das tut auch Politkern gut"), und hinten ist eingraviert: "Für unsere Schützenschwester Hannelore Kraft."

"Ich weiß, wie so was geht"

Die muss zwar erst ein bisschen schmunzeln über den neuen Ehrentitel ("Ich kann doch noch nicht mal schießen"). Dann aber stellt sie unter Beweis, dass sie sich sehr wohl auskennt mit dem hiesigen Brauchtum. Denn als Horst Thoren ihr die Handpuppe Schützen-Willi überreicht, strahlt sie: "Den kenne ich doch. Von dem habe ich ein Buch." Und als Thoren ihr zeigt, wie man mit so einer Handpuppe auch wunderbar eine Kabinettssitzung leiten könnte, probiert Kraft die Puppe sofort selbst beherzt aus: "Ich bin schließlich Mutter. Ich weiß, wie so was geht", sagt sie und erobert endgültig die Herzen der Schützen, als sie Willi sagen lässt: "Liebe Schützenbrüder, ich verneige mich vor eurer großen Tradition." Denn davon hatte ihr Thoren zuvor erzählt. Vor den Jahrhunderte alten christlichen Bruderschaften und dem Bürgerlichen. Genau vor 175 Jahren wurde in Gladbach das erste Schützenfest gefeiert. Und die Ehrung der Ministerpräsidentin ist für den Bruderrat ein weiterer Höhepunkt im Jubiläumsjahr.

Dass das Treffen zustande kam, lag nicht zuletzt an Oberbürgermeister Norbert Bude. "Der war unser Fürsprecher und Türöffner", sagte Thoren. Und noch ein Gladbacher stand bei der Ehrung im Mittelpunkt: Bezirkspräses Johannes von der Vorst. Er segnete die Kette mit einem kurzen Gebet, bevor Thoren sie an Hannelore Kraft überreichte.

Im Gespräch betonte die Ministerpräsidentin eine weitere Gemeinsamkeit mit den Schützen: das Interesse, auch an die Schwachen zu denken. "Daran müssen wir alle arbeiten", sagte Hannelore Kraft. Sie bedankte sich für die "große Ehre" und versicherte, dass die Schützen ihr eine große Freude bereitet hätten. "Mit all den Geschenken kommt mir das fast schon wie Weihnachten vor."

(RP)
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