Kolumne Mensch Gladbach Wohnungssuche – ganz schön sportlich

Mönchengladbach · Wer ein neues Zuhause braucht, wird in unserer Stadt noch fündig. Allerdings zu immer höheren Preisen. Deshalb sind kluge Konzepte nötig – und ein Flächenmanagement mit Weitsicht.

 Die geplante Bebauung eines Sportplatzes in Giesenkirchen wurde 2009 mit einem Bürgerbegehren verhindert. Ähnliche Pläne in Pongs laufen relativ geräuschlos.

Die geplante Bebauung eines Sportplatzes in Giesenkirchen wurde 2009 mit einem Bürgerbegehren verhindert. Ähnliche Pläne in Pongs laufen relativ geräuschlos.

Foto: Reichartz,Hans-Peter (hpr)

Die Suche gehört zu Ostern. Wer hat nicht als Kind Büsche und Wiesen nach Hasen und Eiern aus Schokolade durchforstet? Ein Spaß für die ganze Familie. Meist hat Suche aber einen ernsten Hintergrund: die wahre Liebe, Ruhe, den richtigen Weg. Für immer mehr Menschen wird auch die Suche nach einem Zuhause zur Herausforderung. Eine bezahlbare Wohnung oder gar ein Häuschen für die Familie zu finden – in vielen Städten unlösbar. Mönchengladbach ist noch ein wohltemperiertes Pflaster. Doch die Entwicklung andernorts hat bei uns eine Dynamik in Gang gesetzt. Wer in Düsseldorf, Köln oder Korschenbroich nichts Bezahlbares findet, weicht hierher aus. Der Markt bei Kaufimmobilien ist leergefegt, gute, erschwingliche Wohnungen sind rar.

Hohe Nachfrage und niedriges Angebot treiben die Preise nach oben. Und deshalb belegte unsere Stadt neulich einen unrühmlichen Platz: 45 Prozent aller Mönchengladbacher müssen mehr als 30 Prozent ihres monatlichen Einkommens für die Bruttokaltmiete aufbringen. Das ist auf Augenhöhe mit Düsseldorf und Bonn. Zu viel für eine Stadt mit einer Sozialstruktur, in der Geringverdiener und Empfänger sozialer Leistungen überdurchschnittlich vertreten sind. In Neuss und Krefeld verschlingt das Wohnen einen noch größeren Teil des Einkommens.

Die Lage ist bei uns also noch nicht hoffnungslos, aber doch ernst. Dass das längst im Bewusstsein der Bevölkerung angekommen ist, zeigt ein aktuelles Beispiel: In Pongs soll ein Sportplatz bebaut und die Sportanlage an einen anderen Standort verlegt werden. Protest regt sich nicht. Vor zehn Jahren hatte die CDU mit „Giesenkirchen 2015“ einen ähnlichen Vorstoß gestartet – und ist damit durch ein Bürgerbegehren kläglich gescheitert. 130 Häuser sollte die städtische Kreisbau damals errichten und durch den Erlös die neue Sportstätte finanzieren. In Pongs funktioniert das jetzt geräuschlos. Auch dort sollen Einfamilienhäuser gebaut werden.

Doch wie großzügig sollte die Stadt mit ihren Flächen umgehen? Beim Gewerbe hatte sie lange mit der Ansiedlung von Logistikern gepunktet. Die flächenintensive Branche kam in Kommunen mit geringen Platzreserven nicht an. Mönchengladbach hatte reichlich Flächen und zu wenige Arbeitsplätze – die Ansiedlungen wurden zum Gewinn für beide Seiten. Inzwischen ist klar: Gewerbeflächen sind endlich.

Das gilt auch fürs Wohnen. Wegen der hohen Nachfrage entstehen stadtweit Neubaugebiete mit Einfamilienhäusern. Das verbraucht viel Fläche für relativ wenige Wohneinheiten. Doch was ist, wenn es in einigen Jahren doch eng wird beim Wohnangebot? Fehlt dann Platz für neue Mehrfamilienhäuser? Das Rathaus muss mit nachhaltigen Konzepten gegensteuern. Gemischte Gebiete mit Wohnformen für unterschiedliche Zielgruppen sind ohnehin lebenswerter als einförmige Neubausiedlungen. Auf dem Maria-Hilf-Areal ist das vorgesehen, es sollte kein Einzelfall bleiben.

Genießen Sie Ihr Osterwochenende: Hoffentlich in einem schönen Zuhause und mit einer Suche, die wirklich Spaß macht!

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