Mönchengladbach Königs unter Beschuss

Mönchengladbach · Borussias Präsident stand am Donnerstagabend im Zentrum der Kritik bei der Mitgliederversammlung. Bei der Entlastung gab es 422 Gegenstimmen. Wirtschaftlich stimmt wieder alles. Ein neuer Sponsor kommt, Stürmer Bobadilla wohl auch.

Der Zwischenrufer war ein Zweifler. Doch Michael Frontzeck, Borussias neuer Trainer wich der verbalen Grätsche gekonnt aus: "Die Mannschaft wird schon gut sein, da mach dir keine Gedanken", konterte der 45-Jährige. Er weiß, dass nicht wenige seine Verpflichtung kritisch sehen, doch das weckt seinen "Ehrgeiz, es denen zu zeigen, die nicht so erfreut sind."

"Sportlich ein Desaster"

Der Trainer gab die Richtung vor: Die Borussen gingen gestern Abend bei der Mitgliederversammlung im Stadion in die Offensive. Allerdings auch die Fans. Bei der Fragerunde zu den Berichten der Vereinsführung gab es vor allem Kritik an Präsident Rolf Königs. Einige Mitglieder forderten offen seinen Rückritt: "Die fünf Jahre ihrer Präsidentschaft waren sportlich ein Desaster. Denken Sie nicht langsam darum nach, ihren Stuhl zu räumen?", fragte einer.

Königs fiel eine Entgegnung schwer. Rainer Bonhof, sein Vize, half aus: "Wenn im nächsten Jahr keine Besserung eingetreten ist, können Sie mir diese Frage stellen. Sie werden aber sehen, dass wir eine wesentlich bessere Mannschaft auf dem Platz haben werden als in der letzten Saison." Die Mitglieder gaben dennoch einen deutlichen Dämpfer: 822 Stimmen für die Entlastung des Präsidiums, 422 dagegen und 96 Enthaltungen.

Max Eberl hatte zuvor Unmutsäußerungen beschwichtigt. "Wir sind nicht naiv und sind nicht dumm. Wir wissen, dass wir auch drin geblieben sind, weil wir Glück gehabt haben, da die Konkurrenz mitgespielt hat." Eberl fasste die Saison "voller Stimmungsschwankungen und Debatten" (Aufsichtsrats-Chef Hermann Jansen) ehrlich zusammen: "Nach dem Aufstieg ging die sportliche Entwicklung in die falsche Richtung." Darum die Trennung von Jos Luhukay und die Verpflichtung von Hans Meyer. Eberl: "Die richtige Entscheidung."

Dann blickte der Sportdirektor nach vorn. "Wir wollen keine Fahrstuhlmannschaft sein. Wir wollen ein Team mit Gesicht", bat Eberl um Unterstützung auf seinem Weg. Einer, der dieses Gesicht prägen könnte, ist der Argentinier Raul Bobadilla. Der 21-Jährige hat in der Schweiz für Grasshopper Zürich in 47 Spielen 26 Tore erzielt. "Er ist ein kräftiger Stürmer, der nachgewiesen hat, dass er torgeil ist", so Eberl. "Wir hätten ihn gerne heute vorgestellt, sind aber noch nicht ganz am Ziel", sagte. Bobadilla soll gut vier Millionen Euro Ablöse kosten.

Borussia kann es sich leisten, weil Geschäftsführer Stephan Schippers gestern zum siebten Mal in Folge ein positives Jahresergebnis präsentierte: "Eine schwarze Null, auf die bin ich stolz." Den neuen Hauptsponsor konnte das Präsidium den 2324 anwesenden Mitgliedern noch nicht nennen. "Aberwir werden zu Saisonbeginn einen Hauptsponsor haben. Das ist eine Zusage", versprach Rolf Königs.

(RP)
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