Mönchengladbach Knochenbrüche durch lose Gehwegplatten

Mönchengladbach · Christa Spellerberg hat sich die Hand und die Schulter gebrochen. Ihre Anwältin fordert Schmerzensgeld von der Stadt. Bisher ohne Erfolg.

Sie wollte eine Runde mit dem Hund gehen. Das war am Nachmittag des 23. April. Da wurde ihr eine lose Gehwegplatte ganz in der Nähe ihres Hauses an der Bockmühlstraße in Odenkirchen zum Verhängnis. "Ich bin über die hochstehende Kante gestolpert und habe noch versucht, mich mit der rechten Hand aufzufangen – in der linken hielt ich die Hundeleine", sagt Christa Spellerberg. "Ich hatte die Kanten der Platte nicht sehen können, weil in den Fugen Gras gewachsen war." Dieses werde gelegentlich mit einer Art Rasenmäher entfernt, hat Christa Spellerberg beobachtet. Beim heftigen Aufprall wurde ihre linke Schulterkugel abgerissen, die rechte Hand war mehrfach gebrochen. Aus eigener Kraft konnte sie sich nicht mehr aufrichten. Zwei Frauen, die sie auf dem Bürgersteig liegen sahen, halfen ihr auf. "Ich habe mich zu Hause direkt auf das Bett gelegt und die schmerzenden Stellen mit einer Salbe eingerieben – aber es wurde immer schlimmer."

Ihr Mann, der kürzlich verstorbene bekannte CDU-Landtagsabgeordnete Bernhard Spellerberg, begleitete sie ins Krankenhaus. Dort wurde sie operiert. "Ich habe heute noch – fünf Monate nach dem Unfall – etliche Schrauben und Platten in der Hand", sagt die inzwischen 70-Jährige. Und immer noch leidet sie unter großen Schmerzen und Einschränkungen. Unmittelbar nach dem Sturz habe ihr Mann die Stadt informiert. "Denn die war ja schließlich in der Verantwortung." Die Reaktion war, so Christa Spellerberg, eher verhalten. Auch sie rief bei der Stadtverwaltung an. "Ich wurde genau wie mein Mann immer wieder vertröstet."

Das Schicksal meinte es wirklich nicht gut mit Christa Spellerberg. Als sie endlich wieder zu Hause war und immer noch durch die Gipsverbände gehandicapt war, wurde ihr Mann krank. "Es gab die Situation, dass mich das Krankenhaus morgens um 3 Uhr verständigte, dass es meinem Mann schlecht gehe", sagt sie. In ihrem Zustand konnte sie aber nicht Auto fahren. "Das war eine schreckliche Situation", sagt sie. "Mir ging es ja auch immer noch total schlecht." Am 23. Juli ist Bernhard Spellerberg gestorben. Mit der schmerzenden rechten Hand hat Christa Spellerberg 350 Kondolenzkarten und ebenso viele Danksagungen nach der Beerdigung geschrieben.

Weil die Stadt sich nicht rührte, nahm Christa Spellerberg die Hilfe ihrer Krankenkasse in Anspruch, die ihr eine Rechtsanwältin zu Seite stellte. Diese forderte von der Stadt ein Schmerzensgeld und eine sofortige Abschlagszahlung in Höhe von 4000 Euro. Weil auch auf dieses Schreiben nicht reagiert wurde, schickte die Rechtsanwältin eine Mahnung. Daraufhin wurde ihr mitgeteilt, dass die Verwaltung noch Zeit brauche, um die Sache zu klären. Und dann meldete sich Anfang September ein städtischer Mitarbeiter bei Christa Spellerberg. Er wollte die Platte sehen, über die die 70-Jährige gestürzt war. "Dann hat er auf diese Platte ein Schild mit der Aufschrift ,Schäden im Gehweg' gestellt – das war's."

Trotz stundenlanger Recherche konnte die Stadt gestern keine Stellungnahme zu der Sache abgeben. Pressesprecher Wolfgang Speen teilte gestern lediglich schriftlich mit: "Die Beantwortung kommt morgen. Der zuständige Kollege ist heute nicht erreichbar."

(RP)
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