Mönchengladbach Kloster, Spinnerei, Gefängnis: Heute vor 180 Jahren ging Abtei an die Stadt

Mönchengladbach · Wer am heutigen Montag am Rathaus Abtei vorbei geht, kann nicht erkennen, dass der 10. August 2015 ein besonderer Tag ist: Denn exakt vor 180 Jahren ging das ehemalige Klostergebäude an die Stadt über. Und kaum jemand weiß, dass hier nicht nur die Benediktiner arbeiteten und lebten, sondern dass es zwischendurch auch einmal eine Bauwollspinnerei war.

Das denkmalgeschützte Gebäude auf dem Abteiberg hat eine bewegte Geschichte, die bis an die Wurzeln der Stadtgründung 974 zurückreicht, als auf Betreiben des Kölner Erzbischofs Gero die Abtei Gladbach unter Führung des Mönchs Sandrad gegründet wurde. Geweiht wurde es dem in Sachsen besonders verehrten Heiligen Vitus. Mit der Gründung des Klosters sollte ein weiteres Vordringen der Diözesane Lüttich an den Rhein verhindert werden.

Nach der Besetzung des Rheinlands mit anschließender Annektion des linken Rheinufers durch Frankreich waren auch für die Abtei Gladbach nach 800 Jahren die Tage ihres Bestehens gezählt. Am 11. Oktober 1802 mussten die letzten Mönche das Kloster verlassen. Der Besitz der Abtei fiel durch die Säkularisierung an den französischen Staat, der die Klostergebäude im Jahr 1804 versteigerte.

Der neue Inhaber richtete hier eine Baumwollspinnerei ein, bis die ehemaligen Klostergebäude am 10. August 1835, von der Stadt erworben wurde. Die übrigen Klostergebäude erwarb die Stadt in den folgenden Jahrzehnten. Die Stadt nutzte die vier Flügel der früheren Prälatur im Hauptgebäude nach dem Abriss des alten Rathauses auf dem Markt im Jahr 1810 als Amtsräume für die Stadtverwaltung. In der Zwischenzeit war die Verwaltung unter anderem im Wohnhaus des früheren Bürgermeisters Kühnhaus in der Abteistraße beherbergt.

Aber auch die Polizei, die hier ein kleines Gefängnis unterhielt und damals noch zur Stadtverwaltung zählte, die Kreisverwaltung und das Finanz- und Gewerbegericht sowie seit 1853 bis 1912 die Sparkasse waren in den Gebäudetrakten der ehemaligen Benediktinerabtei untergebracht, ebenso wie die Freiwillige Feuerwehr Gladbach, die ihre Gerätschaften hier deponierte.

Nach der fast vollständigen Zerstörung im Zweiten Weltkrieg durch einen Luftangriff am 31. August 1943 wurde das Rathaus bis zur Fertigstellung im Jahr 1950 wieder aufgebaut. Seitdem ist das historische Gebäude, in dem sich das Trauzimmer des Standesamtes und das Bürgerbüro befinden, Amtssitz des OB.

(web)
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