Mönchengladbach Klarer Sieg in zwei Runden

Mönchengladbach · Mit hochkarätigen Gästen, einem unnachahmlichen Hoppeditz und grandiosen Klosterbrüdern bestritten die Uehllöeker zwei Kostümsitzungen. Kommende Session wird es nur noch eine geben – eine gute Entscheidung.

Wer hätte das gedacht, dass man sich in Neuwerk noch mal nach der alten Turnhalle zurücksehnen würde. Die war unbestritten marode und so klein, dass man sich bei den Karnevalssitzungen am besten mit den Sitznachbarn vorab verabredete, wer wann zum Klatschmarsch aufsteht und wo man derweil die Stühle deponiert. Die Stimmung allerdings war in der Neuwerker Sardinenbüchse unvergleichlich. Nun boten die Uehllöeker zwar am Wochenende ein Programm auf, das eine ganze Klasse besser war als das, was früher in der alten Halle zu sehen war. Doch so dankbar und feierbiestig die Neuwerker auch waren – die große Halle zum Kochen zu bringen, ist eine Herkulesaufgabe. Drum wird es in der kommenden Session nicht mehr zwei Kostümsitzungen geben, sondern nur noch eine. Eine gute Entscheidung. Dann wird die Halle sicher proppenvoll sein, was für Künstler und Zuschauer schöner ist.

Man kann Freunden des Sitzungskarnevals nur empfehlen, mal bei den Uehllöekern vorbeizuschauen. Denn die Neuwerker haben gleich drei Pfunde zum Wuchern. Ihren Präsidenten Willi Kleuser haben sie zwar als Sitzungspräsidenten nicht exklusiv, weil er zusätzlich bei den größten und wichtigsten Sitzungen der Stadt moderiert. Und das liegt auf der Hand: Es gibt in der Stadt keinen besseren. Das zweite Pfund ist Hoppeditz Ralf Neweling, ein Schlaks von Karl Valentin'schem Ausmaß, der das ungewöhnliche Talent hat, über fünf Stunden keinen einzigen Takt halten zu können. Und dann kommen als drittes die Klosterbrüder, eine Jux-Tanzgruppe aus Männern, die im Laufe der Jahre zum Jokus auch noch künstlerischen Ehrgeiz entwickelt haben. Diesmal gab's unter anderem Michael Jacksons Thriller und YMCA – und verdiente Beifallsstürme.

Dazu kamen an diesem Wochenende Gäste, die sich zu einem gut komponierten Programm zusammenfügten. Die meisten offenen Münder – und zwar vor Staunen und Schreck – hinterließ die Kölner Tanzgruppe "Rheinveilchen". Gottlob ist die Halle hoch genug, so dass die Tänzer die Mariechen in schwindelerregende Höhen katapultieren konnten. Mitunter schickte man ein stilles Stoßgebet gen Klosterkirche, wenn die Damen glücklich gelandet waren. Musikalisch räumten die Rheydter Garderottis und Hätzblatt, beides Lokalmatadoren, am nachhaltigsten ab. Wer Grand-Prix-Urgestein Ralph Siegel liebt, wird auch an der Schlager-Gruppe Wind (mit der Mönchengladbacherin Iris Criens), die zu später Stunde kam, seine Freude gehabt haben. Unter den Rednern war Bauchredner Kay Scheffler der originellste. Er kann bemerkenswert gut singen und machte Uehllöeker-Vize-Präsident Rolf Gaden in einer mitreißenden Nummer zu seinem Co-Star. Auch Feuerwehrmann Kresse hat närrische Klasse.

So hatte denn Sitzungspräsident Willi Kleuser mehrfach Grund, das Publikum als Dank an die Künstler die "Möwe" machen zu lassen, bei der die Zuschauer die Arme verschränkt wie Flügel bewegen und dazu Möwen-Schreie ausstoßen. Kurzerhand erfand Kleuser für seine Uehllöeker die Eule dazu. Und so gibt es in der ohnehin an Eigenheiten nicht armen Gladbacher Karnevalsszene eine neue Skurrilität.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort