Mönchengladbach Kita, Schule, Beruf - Henrik hat trotz Handicap einen normalen Lebenslauf

Mönchengladbach · Henrik Winterscheidt hat einen beispielhaften inklusiven Weg hinter sich: Der 16-Jährige mit Down-Syndrom besuchte einen integrativen Kindergarten, dann Regelschulen, und jetzt bekommt er einen ganz normalen Job.

Henrik Winterscheidt ist ein Sechzehnjähriger wie andere auch. Im Allgemeinen ein offener, fröhlicher, ja herzlicher Mensch, er kann auch mal bockig sein. Für seine Chefin Faronda Klix ist das kein Problem. "Er wird behandelt wie die anderen auch", sagt sie. "Jeder hat mal einen nicht so guten Tag." Henrik arbeitet im Restaurant Purino in Schloss Rheydt. In der Küche und hinter der Theke. Nichts Besonderes? Es wäre in der Tat nichts Besonderes, wenn Henrik nicht das Down-Syndrom hätte.

Henrik hat einen Werdegang hinter sich, der beispielhaft für Inklusion stehen kann. Ja, so kann es funktionieren. Er hat einen integrativen Kindergarten besucht, dann die Gemeinschaftsgrundschule Nespelerstraße in Neuwerk. Bis dahin waren Integration und Inklusion kein Problem. Dann aber wurde es schwieriger. "Meistens wurde die Inklusion nach der vierten Klasse abgebrochen", erklärt Henriks Vater Thomas Schnettler. "Mit der Begründung, dass dort die Förderung besser sei, werden Kinder mit Behinderung auf die Förderschulen geschickt." Henriks Eltern aber wollten das keinesfalls für ihren Sohn. Sie wollten, dass er eine Regelschule besucht. Den Rechtsanspruch gab es noch nicht, aber sie konnten ihn schließlich nach Willich-Anrath auf die dortige Johannesschule, eine Gemeinschaftshauptschule, schicken. "Es geht nicht darum, dass er das Gleiche lernt wie die anderen, sondern dass er dabei ist und akzeptiert wird", sagt sein Vater. Der Unterricht sei zieldifferenziert, aber Henrik ist ein akzeptierter und angesehener Teil der Klassengemeinschaft. "Als er bei den bayrischen Special Olympics Winterspielen Medaillen gewonnen hatte und in die Schule zurückkam, haben ihm seine Klassenkameraden einen tollen Empfang bereitete", erzählt Thomas Schnettler und zeigt Fotos und Videos. "Da war er der glücklichste Mensch auf der Welt." Und auch sonst habe er viele Freunde unter seinen Klassenkameraden, Down-Syndrom hin oder her.

Nachdem die schulische Inklusion so reibungslos geklappt hat, war das nächste große Ziel die Einbindung in den Arbeitsmarkt. "Werkstätten für Menschen mit Behinderung sind ganz sicher wichtig, aber wir wollten gern die Inklusion fortsetzen und haben uns auf die Suche gemacht", erzählt Henriks Vater. Sie wurden unerwartet fündig. "Wir kennen Henrik und seine Familie schon lange, weil sie oft zum Essen hier herkamen", sagt Purino-Chefin Faronda Klix. "Wir haben ihn gern als Praktikanten genommen." An das dreiwöchige Praktikum schließt sich ein weiteres an, bei dem Henrik jeden Mittwoch im Restaurant arbeitet. "Ich schneide Tomaten, Champignons und Zucchini klein für den Salat", zählt er auf. "An der Theke fülle ich Wein und Wasser ab." Das alles klappt so gut, dass Henrik nach Beendigung der 10. Klasse im Sommer auch weiter im Purino arbeiten kann. Zugrunde gelegt wird das sogenannte Bamberger Modell, bei dem ein Behinderter über eine Werkstatt versichert ist, aber in einem Betrieb des ersten Arbeitsmarktes arbeitet. "Hier ist das wahre Leben", sagt Henriks Vater glücklich. "Das ist Inklusion, wie man sie sich erträumt." Und das Beste: diese Form der Inklusion sei übertragbar. "Das ist ein Zukunftsmodell", ist sich Thomas Schnettler sicher.

(arie)
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