Mönchengladbach Kinderkliniken behandeln viele Komasäufer aus Umland

Mönchengladbach · Das Elisabeth-Krankenhaus hat ein großes Einzugsgebiet, wenn es um betrunkene Kinder und Jugendliche geht.

Alkohol ist und bleibt bei Jugendlichen Suchtmittel Nummer eins, obwohl die Zahlen der Komasäufer laut einer Studie gesunken sein sollen. Anders ist das in Gladbach, zumindest sagt das die DAK-Gesundheit: 2014 landeten 100 Kinder und Jugendliche mit einer Alkoholvergiftung im Krankenhaus. "Nach bislang unveröffentlichten Zahlen des Statistischen Landesamtes stieg die Zahl der Betroffenen im Vergleich zu 2013 um 16,3 Prozent", hieß es in einer Mitteilung der DAK.

Diesen Anstieg will Tobias Mahnke vom Elisabeth-Krankenhaus in Rheydt so nicht bestätigen. "Die Zahl der Komasäufer schwankt von Jahr zu Jahr", sagt er. 2012 seien sie mal raufgegangen, 2013 wieder runter. Ein Jahr später wurden in das Krankenhaus in Rheydt mehr Jugendliche eingeliefert, "und in ersten Hochrechnungen für 2015 bleibt die Zahl stabil", so Mahnke. Die Zahlen belegen nur, dass es mal mehr, mal weniger Komasäufer gibt, nicht aber, dass sie alle aus Gladbach kommen. "Weil wir ein sehr großes Einzugsgebiet haben", sagt Tobias Mahnke. Krefeld, der Rhein-Kreis Neuss, Heinsberg und die Gebiete nahe der holländischen Grenze: "Die Krankenwagen fahren immer die nächstgelegene Klinik an", so der Marketing-Leiter des Krankenhauses, das einer der größten Kinderkliniken in NRW beheimatet. Dazu komme, dass manche Eltern besorgter sind als andere und sofort den Notarzt rufen. "Andere Eltern setzen darauf, dass ihre Kinder den Rausch zuhause ausschlafen", sagt Tobias Mahnke.

Auch die Stadt selbst sieht keinen Grund zur Besorgnis angesichts der Studie der DAK. Trotzdem sei das Komasaufen nach wie vor ein Problem. "Wir haben immer um die 100 Komasäufer", sagt Dirk Rütten. Vor zwei Jahren wurden 94 gezählt, 2014 86 und jetzt 100. "Das ist keine dramatische Verschiebung", sagt der Stadtsprecher. Außerdem würde die Stadt zu besonderen Anlässen verstärkt kontrollieren. "Wir haben eine Partnerschaft zwischen Ordnungsamt, Polizei und Jugendamt", sagt Dirk Rütten, der vor allem auf die Aufklärungsarbeit in Jugendzentren setzt. Außerdem werden regelmäßige Testkäufe in Kiosks und Supermärkten organisiert.

Ob an Karneval, Silvester oder am 1. Mai - "spätestens wenn jemand nicht mehr richtig ansprechbar ist, sollte umgehend ein Arzt gerufen werden", rät Rütten.

(RP)
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