Mönchengladbach Kinderärzte fordern eine Rheydter Tafel

Mönchengladbach · Einen Standort der Tafel in Rheydt fordert die Sprecherin der Mönchengladbacher Kinder- und Jugendärzte, Dr. Renate Harnacke. Sie begründet dies mit dem weiten Weg, den Hartz-IV-Empfänger bis zur Tafel-Zentrale in Lürrip haben.

"Sie müssen mindestens zweimal den Bus wechseln und die Kosten für die Busfahrt selbst tragen. Deshalb befürchten wir, dass viele das wichtige Angebot nicht in Anspruch nehmen. Das führt dann dazu, dass vor allem die Kinder dieser Familien noch ungesünder ernährt werden", sagt Harnacke. Damit rennt sie bei der Tafel-Vorsitzenden Monika Bartsch allerdings keine offenen Türen ein. Die personelle und technische Infrastuktur fehle in Rheydt, so Bartsch. Außerdem: "Ich bin sehr unsicher, ob wir dauerhaft für zwei Standorte genügend Lebensmittel bekommen."

Die Mönchengladbacher Tafel gehört zu bundesweit insgesamt mehr als 800 Vereinen, die eigene Läden betreiben und dank großer ehrenamtlicher Hilfe Not leidende Menschen mit Lebensmittel versorgen. Die Gladbacher Tafel hat ihren Sitz am Fleenerweg, rund 120 Mitglieder und sorgte im Vorjahr dafür, dass mehr als 320 Haushalte dreimal wöchentlich Essen erhielten.

Sie gab unter anderem Lebensmittel an mehr als 24 000 Kinder aus. In diesem Jahr geht die Stadt von rund 41 000 Menschen aus, die in Gladbach aus Sozialleistungen angewiesen sind — gut die Hälfte lebt davon im Mönchengladbacher Süden.

Doch ohne Tafel-Berührungspunkte ist Rheydt nicht. Die Mönchengladbacher Organisation liefert zum Beispiel wöchentlich Lebensmittel ins "Lädchen" an der Königstraße, einem gemeinsamen Angebot der katholischen und evangelischen Kirche für Bedürftige. Auch der Volksverein und der Sozialdienst Katholischen Männer profitieren von Lieferungen der Tafel.

Deren Vorsitzende Bartsch sagt: "Ich werde einen Rheydter Standort nicht blockieren. Aber man muss sich im Klaren sein, dass dann eine entsprechende Infrastruktur vorhanden sein muss — mit Kühlhaus, Kühlregal, Kühlwagen und zahlreichen ehrenamtlichen Helfern. Denn die Tafel ist von der Organisation her wie ein mittelständisches Unternehmen."

Sie hegt noch andere Befürchtungen. "Es gibt mehrere Tafel-Vereine, die aufgeben mussten, weil sie nicht mehr genügend Lebensmittel bekamen. Zum Glück haben wir diese Probleme in Gladbach noch nicht. Aber sie könnten uns hier ereilen", sagt Bartsch. Was würde das für einen zusätzlichen Tafel-Standort bedeuten? Bartsch: "Wir hätten zum Beispiel am Fleenerweg Salat. Und in Rheydt nicht."

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort