Mönchengladbach Keuchhusten kann Babys töten

Mönchengladbach · Interview Kinderarzt Ralph Köllges informiert über die Gefahren des Keuchhustens. Viel zu wenig ist bekannt, dass diese Erkrankung auch Erwachsene treffen kann. Der Mönchengladbacher Kinder- und Jugendarzt empfiehlt dagegen die Impfung.

Ab 2009 soll die Keuchhusten-Impfung Standard werden. RP-Mitarbeiter Benedikt Peters erfuhr von dem Rheydter Kinder- und Jugendmediziner und Impfexperten Ralph Köllges, warum die Krankheit oft unterschätzt wird, was man beachten muss und weshalb Prävention wichtig ist.

Was genau ist Keuchhusten und wie äußert sich die Krankheit?

Köllges Keuchhusten ist eine Infektionskrankheit, also ansteckend. Sie wird durch Bakterien verursacht und tritt nur bei Menschen auf. Sie äußert sich durch einen lange andauernden Husten, der manchmal mit Asthma bronchiale verwechselt wird. Keuchhhusten kann zu jeder Jahreszeit vorkommen, im Winter erkranken allerdings mehr Menschen.

Wie lange dauert es nach einer Erkrankung, bis Keuchhusten auskuriert ist?

Köllges Die Erkrankung ist langwierig. Patienten fühlen sich etwa zwei Wochen erkältet und leiden dann für weitere vier bis sechs Wochen an starken Hustenanfällen. Diese klingen dann in sechs bis zehn Wochen ab. Insgesamt ist man also drei bis vier Monate krank. Eine Therapie zur Behandlung der Krankheit gibt es nicht, mit Antibiotika kann man lediglich dafür sorgen, dass ein Keuchhustenpatient seine Mitmenschen nicht ansteckt.

Wie viele Menschen erkranken jährlich an Keuchhusten?

Köllges Laut Schätzungen der Weltgesundheitsorganisation WHO sterben jährlich an Keuchhusten eine halbe Million Menschen, vornehmlich in Entwicklungsländern. Aber auch in Deutschland erkranken mehr als 100 000 Erwachsene pro Jahr.

Wie gefährlich ist Keuchhusten?

Köllges Mit der Krankheit ist nicht zu spaßen. Neben den „normalen“ Symptomen andauernder Husten und Leistungsminderung treten bei einem Viertel aller Infizierten Komplikationen auf. Dazu zählen Lungen-, Mittelohr- und Nebenhöhlenentzündungen, aber auch Bandscheibenvorfälle, Rippenbrüche und Hirnblutungen. Es kann vorkommen, dass ein Patient an der Krankheit und den Komplikationen verstirbt.

Sind bestimmte Altersgruppen besonders gefährdet? Wie steht es um Erwachsene, die als Kind geimpft sind?

Köllges Keuchhusten kann in jedem Alter auftreten. Selbst wenn man früher schon einmal die Krankheit durchgemacht hat, kann man nach 10 bis 15 Jahren erneut erkranken. Wir fürchten die Krankheit besonders bei Säuglingen. Diese können einen plötzlichen Atemstillstand erleiden. Einer von hundert Säuglingen erleidet einen Hirnschaden.

Was kann zur Vorsorge getan werden?

Köllges Durch eine Impfung, die übrigens die Krankenkasse übernimmt, kann man der Krankheit vorbeugen. Durch regelmäßige Impfungen von Säuglingen, Kindern und Jugendlichen sind die Keuchhustenfälle in diesen Altersgruppen deutlich zurückgegangen.Bei Erwachsenen sieht es aber anders aus, da der Impfschutz nach einiger Zeit nachlässt. 75 Prozent aller Keuchhustenpatienten sind Erwachsene. 1995 lag das Durchschnittsalter der Erkrankten noch bei 15 Jahren, heute ist der Durchschnitts-Patient 43 Jahre alt.

Wie gut und wichtig ist die Impfung?

Köllges Die Impfung bietet einen sehr hohen Schutz, vor allem in den ersten fünf Jahren nach der Impfung. Erwachsene, die häufig mit Kindern umgeben sind, selbst Kinder haben oder sich Nachwuchs wünschen, sollten den Impfschutz auf jeden Fall alle zehn Jahre erneuern, da Kinder am meisten gefährdet sind. Ich rechne fest damit, dass die Impfung gegen Keuchhusten im nächsten Jahr zur Standardimpfung wird und Erwachsenen somit dringend empfohlen wird, den Impfschutz gegen Keuchhusten alle zehn Jahre zu erneuern.

Haben Sie einen Weihnachtswunsch?

Köllges Ich wünsche mir, dass alle Patienten beim Arztbesuch nicht nur ihre Chipkarte mitbringen, sondern auch ihren Impfausweis vorlegen. Außerdem wäre es wünschenswert, dass alle Arztpraxen ihre Patienten immer wieder, auch wenn es mühsam ist, an die Notwendigkeit eines ausreichenden Impfschutzes erinnern.

(RP)
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