Mönchengladbach Keine neue Kirchensteuer

Mönchengladbach · Neu ist ab Januar, dass zur Abgeltungssteuer auch Kirchensteuer bezahlt werden muss. Bei den Kirchen gibt es deshalb einige Nachfragen. Doch weder bekommen die Kirchen mehr Geld, noch muss der Bürger mehr zahlen.

 Zusätzlich zu den 25 Prozent Abgeltungsteuer, die ab dem kommenden Jahr gelten, muss Kirchensteuer bezahlt werden. Zusätzliche Kosten bedeutet das für die meisten Bürger aber nicht.

Zusätzlich zu den 25 Prozent Abgeltungsteuer, die ab dem kommenden Jahr gelten, muss Kirchensteuer bezahlt werden. Zusätzliche Kosten bedeutet das für die meisten Bürger aber nicht.

Foto: tmn

Durch die neue Abgeltungssteuer machen sich einige Kirchen-Mitglieder Gedanken, ob sie ab 2009 mehr Kirchensteuer zahlen müssen. Für manche ist das Grund genug, aus der Kirche auszutreten — zumal die Wirtschaftskrise Sorgen macht. "Dabei ist es nicht so, dass die Kirche durch die Steuer mehr Geld bekommt", sagte Hermann Schenck, Superintendent des Kirchenkreises Gladbach-Neuss. Das bestätigt auch Steuerberater Frank Kirsten: "Unterm Strich zahlt derjenige, der sowieso Einkünfte versteuern muss, nicht mehr."

25 Prozent pauschal

Ab dem 1. Januar muss auf Kapitalerträge aus Zinsen oder Dividenden sowie Verkäufe von Aktien, Fonds oder festverzinslichen Wertpapieren pauschal 25 Prozent Abgeltungssteuer zahlen. Dazu kommen Kirchensteuer und Solidaritätszuschlag. Von jedem Euro Gewinn aus Kapitaleinkünften gehen 28 Prozent, also 28 Cent, an den Staat. Die Abgeltungssteuer löst die Kapitalerstragssteuer ab. Sie gilt jedoch nur für Menschen, deren Kapitalerträge über dem Sparerfreibetrag von 801 Euro (Ehepaar: 1602 Euro liegen).

Abgeltungsteuer und Solidaritätszuschlag (5,5 Prozent) werden direkt von der Bank an das Finanzamt abgeführt. Wer Kirchensteuer zahlt, kann bei der Bank bis Ende 2008 einen Antrag vorlegen, dann wird auch die Kirchensteuer (neun Prozent) anteilig an das Finanzamt abgeführt. Bei der Einkommensteuererklärung müssen dann die Einkünfte aus Kapitalvermögen nicht mehr erklärt werden.

Zwar müsse jeder Fall individuell betrachtet werden, doch für die meisten Steuerzahler sei es sinnvoll, wenn die Bank direkt auch Kirchensteuer abführt, sagte Steuerberater Kirsten von Schnitzler und Partner. Wenn die Bank oder Sparkasse ihre Kunden fragt, welcher Konfession sie angehören, reagieren manche irritiert, berichtet Superintendent Schenck: "Es gab einige Nachfragen bei uns, weshalb man nun seine Konfession bei der Bank angeben soll."

Die evangelische Kirche will aufklären — und möglichen Austritten vorbeugen. "Nur ein Bruchteil der Betroffenen zahlt mehr Kirchensteuer", erklärt Jürgen Theißen, stellvertretender Vorsitzender des Finanzausschusses. Für einen Großteil könne es sogar bedeuten, dass sie weniger Steuern zahlen. Außerdem weist die Kirche darauf hin, dass mit der Kirchensteuer zahlreiche soziale Aufgaben erfüllt würden, etwa in der Familienberatung, in Projekten gegen Jugendarbeitslosigkeit oder Bildungsangebote. "Wir übernehmen auch kommunale Aufgaben und sind damit Partner der Stadt", erklärte Schenck. Um diese Angebote sowie den übrigen Haushalt des Kirchenkreises — inklusive der Sicherung der Arbeitsplätze der Mitarbeiter — planen zu können, sei Kirchensteuer unerlässlich.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort