Mönchengladbach Keine Experten: Stadt sucht händeringend

Mönchengladbach · Drei Fachleute bewarben sich bei der Stadt für eine Leitungsstelle im Hochbau. Alle drei sagten ab, weil sie bessere Jobs fanden. Das ist kein Einzelfall. Der Fachkräftemangel schlägt durch, Kommunen und Wirtschaft rangeln um die Besten.

 OB Hans Wilhelm Reiners: "Wir müssen rechtzeitig eingreifen."

OB Hans Wilhelm Reiners: "Wir müssen rechtzeitig eingreifen."

Foto: Knappe Joerg

Top 1: Bauingenieur(-in); Top 2: Sozialarbeiter(-in); Top 3: Erzieher(in). Wer über diese beruflichen Qualifikationen verfügt und einen Arbeitsplatz im öffentlichen Dienst sucht, hat allerbeste Chancen - wenn ihr oder ihm die Stadt Mönchengladbach als Arbeitgeber genehm ist. Vor allem Planer werden dringend benötigt, weil sich die Stadt mit dem Projekt "MG+ Wachsende Stadt" viel vorgenommen und mit Maria Hilf, Reme-Gelände und City Ost gleich drei große Vorhaben vor der Brust hat. "Wir lassen alle unsere Kontakte spielen, um neue Leute für den Planungsbereich zu gewinnen", sagt Beigeordneter Gregor Bonin.

 Planungsdezernent Gregor Bonin: "Wir müssen die Leute begeistern." Personalrat Peter Heller: "Wir müssen qualifizieren." Planungsdezernent Gregor Bonin: "Wir müssen die Leute begeistern." Personalrat Peter Heller: "Wir müssen qualifizieren."

Planungsdezernent Gregor Bonin: "Wir müssen die Leute begeistern." Personalrat Peter Heller: "Wir müssen qualifizieren." Planungsdezernent Gregor Bonin: "Wir müssen die Leute begeistern." Personalrat Peter Heller: "Wir müssen qualifizieren."

Foto: JK/Ikr/Ilg

Gladbachs Planungsdezernent ist seit Anfang der 1990er Jahre im Geschäft: "Vor 20 Jahren fanden Bauingenieure kaum Stellen. Heute haben wir Stellen, finden aber nicht genügend Bauingenieure." Und wenn er meint, eine Auswahl für eine gute Position zu haben, gibt es herbe Rückschläge: "Wir hatten drei Experten für eine Leiterfunktion im Hochbau. Alle drei haben kurz vor dem Auswahlgespräch abgesagt, weil sie andere Jobs angenommen hatten." Vor allem die Privatwirtschaft, die mit höheren Gehältern wirbt, holt den Kommunen die besten Kräfte weg. Aber auch untereinander ist der Konkurrenzkampf erbittert. Bonin: "Viele Großstädte suchen, die entsprechenden Internet-Portale sind voller Stellenanzeigen. Wir konzentrieren unsere Strategie darauf, gezielt Fachleute anzusprechen und für das, was sie in Gladbach erwartet, zu begeistern." Auf diese spezielle Motivationskette setzt Bonin: "Finanziell können wir gar nicht so viel mehr bieten. Aber wer bei uns und mit uns an diesen Projekten arbeiten kann, macht wertvolle Erfahrungen und hat etwas für die Vita vorzuweisen."

Die angespannte personelle Situation ist Thema einer Verwaltungsklausur, zu der OB Hans Wilhelm Reiners seine Spitzenbeamten eingeladen hat. "Wir müssen genau beobachten, wie sich der Markt entwickelt. Und wir müssen wissen, wie wir rechtzeitig eingreifen können", sagt Reiners. Bei Sozialarbeitern im Allgemeinen Sozialen Dienst (ASD) glaubt man ein Hilfskonstrukt entdeckt zu haben, um die Anwerbung attraktiver zu machen. "Es gibt nur noch eine Befristung von einem Jahr, danach wird entfristet. Da ergibt sich gleich eine andere Situation", sagt der Vorsitzende des städtischen Personalrats, Peter Heller. Inzwischen zeigt sich die Stadt flexibler, wenn sie Stellen im allgemeinen Verwaltungsdienst neu besetzt. "Früher haben wir oft nur ausgebildete Verwaltungswirte genommen. Weil die Stadt die kaum findet, nimmt sie auch Fachleute aus anderen Berufen, etwa Juristen und Bürokaufleute", sagt Heller.

Ein Sonderfall sind die Erzieherinnen in den Lena-Gruppen. Heller: "Es gibt einen Ratsbeschluss, dass es weiter Lena-Gruppen geben soll. Ein Ende des Projekts ist nicht absehbar. Da arbeiten 70 Frauen mit Zeitvertrag, darunter Kinderpflegerinnen und Tagesmütter. Aber Zeitverträge müssen nach zwei Jahren entfristet werden." Für Heller steht fest: "Wir müssen die Frauen qualifizieren, denn wir brauchen sie langfristig als Erzieherinnen."

(RP)
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