Mönchengladbach Kein Telefon, kein Umsatz

Mönchengladbach · Seit drei Wochen ist der Festnetzanschluss in der Praxis von Dr. Joachim Mevissen tot. Mit der Leitung bricht auch der Kundenservice des Anbieters zusammen. Eine Erfahrung, die zurzeit viele Geschäftsleute in Gladbach machen.

Das Angebot hörte sich sehr gut an. In der Pauschale von 19,90 Euro sollten das Telefonieren und die Internetnutzung drin sein, versprach der Freenet-Vertreter. Dr. Joachim Mevissen ließ sich von den Vorteilen des Flatrate-Angebotes überzeugen und unterschrieb den Vertrag, mit dem er von der Telekom zu dem neuen Anbieter wechseln wollte. Im Vertrag wurde vereinbart, dass der Wechsel am 27. Juli erfolgen sollte. Seitdem ist der Festnetz-Anschluss in der Praxis des Odenkirchener Mediziners tot.

Schadensersatz fordern

Für Mevissen ist das eine Katastrophe. Allein in seinen Nachmittagssprechstunden hat sich die Zahl seiner Patienten von 20 pro Tag auf acht reduziert. „Und die meisten davon haben ihren Termin für längere Behandlungen wie Akupunktur schon Wochen im voraus gemacht“, berichtet Mevissen. Patienten können ihn nur über die Nummer seines Mobiltelefons erreichen, die Mevissen bei der Ärztekammer gemeldet hat.

„Nachdem die Reklamationen bei Freenet nichts gebracht haben, habe ich den Vertrag fristlos gekündigt und bin zur Telekom zurück“, berichtet Mevissen. Doch die Hoffnung auf eine schnelle Lösung seines Problems platzte. „Dort habe ich die Auskunft bekommen, dass es noch 14 Tage dauern wird, bis mein Anschluss wieder aktiviert ist“, klagt Mevissen.

In Gladbach ist Mevissen kein Einzelfall. Auch Iris Degenhardt musste die Erfahrung machen, dass mit der Leitung der Kundenservice ihres Telefonanbieters Arcor zusammenbrach. Zehn Tage war ihre Buchhandlung nicht zu erreichen. Bezahlung mit Scheckkarte über EC-Cash, Bestellungen per Fax oder Telefon: Nichts ging mehr.

„Wir konnten zwar eine Rufumleitung auf das Handy machen“, berichtet Degenhardt. Trotzdem reduzierte sich die Zahl der Anrufe von bis zu 70 pro Tag drastisch. Besonders bitter: Die Störung hat die Unternehmerin genau in der Hochzeit der Schulbuchbestellungen getroffen.

Norbert Tellmann muss seit einer Woche ohne Festnetzanschluss auskommen. Für den Gladbacher Einrichter bedeutet das Mängel in der Sicherheit: „Würde hier die Scheibe eingeschlagen, würde der Wachdienst nicht gerufen.“ Tellmanns Sohn Jonas ist seit einer Woche Dauergast beim Service der Telekom, um eine Lösung zu erreichen.

Joachim Mevissen und Iris Degenhardt wollen von ihren Anbietern Schadensersatz fordern. Ein Ansinnen, das gute Chancen auf Erfolg hat, meint Rechtswanwalt Kai-Uwe Springer. Nach einer angemessenen Frist sollten Geschäftsleute schriftlich mit Schadensersatzforderungen drohen, rät Springer. Weil die Folgen nicht absehbar seien, reagierten Anbieter darauf erfahrungsgemäß schnell.

(RP)
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