Mönchengladbach Kein Platz für Stadtkasse-Portal

Mönchengladbach · Zerlegt und auf den Bauhof: Dieses Schicksal blüht der Stadtkasse-Pforte auf dem Rheydter Marktplatz. Auch der Brunnen verschwindet. Das kritisieren Rheydter. So gehe man nicht mit Zeugnissen der Geschichte um.

 Das ehemalige Portal der Rheydter Stadtkasse muss ebenso verschwinden wie der Brunnen vor dem Rathaus. Noch stehen die neuen Standorte nicht fest. Viele Rheydter kritisieren dieses Vorgehen der Planer.

Das ehemalige Portal der Rheydter Stadtkasse muss ebenso verschwinden wie der Brunnen vor dem Rathaus. Noch stehen die neuen Standorte nicht fest. Viele Rheydter kritisieren dieses Vorgehen der Planer.

Foto: Hans-Peter Reichartz

Das Portal steht für eine Zeit, als neben dem Rheydter Rathaus noch ein imposantes Gebäude stand. Dies ist längst abgerissen. Und in wenigen Monaten wird auch das Portal verschwinden, das einst der Eingang der Stadtkasse Rheydt war und durch den jetzt die Planer der Bauverwaltung gehen, wenn sie morgens zu ihren Schreibtischen wollen. Die trutzig wirkende Pforte muss weichen, weil der Rheydter Marktplatz neu gestaltet wird.

Der Abriss-Fahrplan sieht so aus, dass der historische Eingang zerlegt und gelagert wird — wohin er kommt, steht nicht fest. Auch was aus dem Brunnen wird, der in direkter Nachbarschaft zum Alufanten stand, ist unklar. "Eigentlich sollte man bereits vor dem Abriss wissen, was damit geschehen soll", sagt Olaf Nöller. Der Pfarrer der Rheydter Hauptkirche teilt nicht ganz die große Euphorie, die mit der Platz-Neugestaltung verbunden wird. "Es ist schade, wenn die Spuren unserer Geschichte so verschwinden", sagt er.

Nur ein Versprechen

Mögliche neue Plätze für Portal und Brunnen gibt es noch nicht. Nur das Versprechen von Süd-Bezirksvorsteher Karl Sasserath: "Wir werden in der Bezirksvertretung Süd neue Standorte suchen." Viele Rheydter sehen die ganze Aktion kritisch und fühlen sich an den "Löwen von Gladbach" erinnert, der seit Jahrzehnten eingescharrt auf dem Hauptfriedhof lagert. Alle Versuche, ihn aus seinem Grab zu holen, sind gescheitert.

Und so recht glaubt niemand mehr, dass dies noch jemals geschehen wird. Der Gladbacher Löwe bleibt vor allem deshalb in seiner Gruft, weil es starke Bedenken gibt, dass das ehemalige Mahnmal für die "Helden des Weltkrieges 1914 bis 1918" als nationalsozialistisches Denkmal verstanden werden könnte.

Dies trifft in Rheydt weder auf Portal noch auf den Brunnen zu. Bei letzterem stimmt auch nur noch in etwa die Lage mit dem eigentlichen Brunnen überein, der 1899 erstmals sprudelte und der in fünf Nischen Hohenzollernkönige und ganz oben eine stolze Germania zeigte.

Diese Anlage musste nach dem Ersten Weltkrieg auf Druck der belgischen Besatzungsmacht abgebaut werden. Nach dem Zweiten Weltkrieg entstand zunächst ein pilzförmiger Brunnen, der den Rheydtern aber nicht gefiel und später durch den jetzigen ersetzt wurde. Studenten der Technischen Hochschule Aachen haben die Brunnen-Säule unter Leitung von Prof. Elmar Hillebrand als Semesterarbeit hergestellt. Auch der steinerne Paravent zwischen Rheydter Rathaus und Tiefgarage stammt von ihnen: Er bleibt aber vermutlich an seinem Ort.

Pfarrer Olaf Nöller bedauert vor allem, dass das Stadtkasse-Portal verschwindet: "Der inzwischen abgebaute Alufant kann auch auf einer grünen Wiese stehen. Aber nicht das Portal: Das muss in direkter Rathaus-Nähe wieder aufgebaut werden."

Doch dies widerstrebt den neuen Platzplanern: Sie wollen ganz viel Freiraum.

(RP/rl)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort