Mönchengladbach Kein Neubau der Bücherei

Mönchengladbach · Bei SPD, FDP und Grünen setzt sich die Erkenntnis durch, dass ein 15 Millionen Euro teurer Neubau einer Bibliothek kaum zu finanzieren ist. Stattdessen soll das Gebäude Blücherstraße saniert werden. Auch ein Umbau ist denkbar.

Anfang Januar war ein für Städtebau zuständiger Staatssekretär des NRW-Ministeriums für Wirtschaft, Energie, Bauen, Wohnen und Verkehr in Mönchengladbach. Er unterhielt sich mit mehreren Politikern des Rates darüber, wie ein etwa 15 Millionen Euro teurer Neubau einer Stadtbücherei zu stemmen ist. "Neues haben wir nicht erfahren. Vor allem keinen Weg, wie das zu finanzieren ist", hieß es anschließend aus der Runde.

Nachdem ein weiterer Kontakt vergangene Woche mit einer Abteilungsleiterin des Landesministeriums kaum neue Erkenntnisse brachte, ist der SPD-Fraktionsvorsitzende Lothar Beine skeptischer denn je. "Ohne erhebliche Zuschüsse können wir dieses Projekt nicht stemmen. Die Chancen auf Geld sind nicht groß", sagt er. Mit anderen Worten: Ein Neubau ist eigentlich schon vom Tisch. Im Umkehrschluss heißt dies: Das Gebäude Blücherstraße muss saniert werden. Und zwar dringend. "Ende April, Anfang Mai fällt eine Entscheidung. Denn wir müssen die Brandschutz-Auflagen unbedingt erfüllen", sagt Beine. Dafür gibt es bereits ein Konzept, einen Bauantrag und eine Genehmigung, die bis Ende 2011 befristet ist.

Zu klein — zu viele Medien

Tatsache ist: Die 1964 gebaute Zentralbibliothek platzt aus allen Nähten. Sie war ursprünglich ausgelegt für 184 000 Bücher und muss inzwischen mehr als 300 000 Medien unterbringen. Bei den Untersuchungen zum Brandschutz stellten Gutachter außerdem fest, dass es erhebliche Mängel bei Fassade, Fenster- und Dachflächen gibt. Da das Gebäude schlecht gedämmt ist, zahlt die Stadt extrem hohe Energiekosten. "Eine energetische Sanierung ist ebenfalls unbedingt erforderlich", sagt Beine. Das bedeutet: Zum rund 1,8 Millionen Euro teuren Brandschutz kommen weitere rund 1,4 Millionen Euro für neue Fenster und eine gedämmte Fassade hinzu. Ein Umbau des Gebäudes, der dann auch noch mehr Platz bringt, ist nicht eingerechnet. Beine: "Wir müssen dringend etwas an der Funktionalität tun."

Es gibt nur noch wenige Strohhalme, an der sich die Ampel-Politiker von SPD, FDP und Grünen klammern. Kaum noch verfolgt wird das Modell, die Zentralbibliothek in einem umzubauenden Haus Westland unterzubringen. Beine: "Die Gespräche treten auf der Stelle. Da tut sich kaum etwas." Auch eine großzügige Bezuschussung aus Landes- und Bundesmitteln ist denkbar. In diesem Fall müsste die Stadt mögliche Zuschussgeber eines Neubaus überzeugen, dass wertvolle Schriften des Volksvereins für das Katholische Deutschland, 3700 Bände der Franziskanerabtei und Dauerleihgaben des Archivs der Deutschen Exlibiris-Gesellschaft im Bücherei-Archiv lagern und die Bücherei deshalb eine herausragende Bedeutung hat.

(RP)
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