Mönchengladbach-Rheydt Rathaussturm: Bude gewinnt Fußballwette
Mönchengladbach · Ein gestürmter Karstadtturm, ein geschwächter OB und eine Prinzessin, die ihrem Prinz die Stimme leiht – der Rathaussturm in Rheydt war eine große Gaudi. Dieser Rosenmontag hat Folgen: Jupp Heynckes hat bald seinen Hof schön.
Rheydter stürmen den Karstadtturm
Ein gestürmter Karstadtturm, ein geschwächter OB und eine Prinzessin, die ihrem Prinz die Stimme leiht — der Rathaussturm in Rheydt war eine große Gaudi. Dieser Rosenmontag hat Folgen: Jupp Heynckes hat bald seinen Hof schön.
Da hatte der Oberbürgermeister eindeutig die Nase vorn — und der MKV-Boss das Nachsehen. Norbert Bude hatte gewettet, dass es ihm am Rosenmontag gelingt, neun Menschen in Fußball-Trikots auf die Karstadt-Treppe in Rheydt zu holen. Nicht in irgendwelchen Sportleibchen selbstverständlich, sondern in denen der Mannschaften, die vom großen Don Jupp (Heynckes) trainiert wurden. Bernd Gothe hatte dagegen gewettet.
Beim Rathaussturm — der wegen der Baustelle auf dem Rheydter Markt genau genommen ein Sturm auf den Karstadtturm war — reihten sich auf Budes Zuruf neun hübsche Fußballerinnen in den Trikots von Bayer Leverkusen, Bayern München, Eintracht Frankfurt, Real Madrid, Schalke 04, Lissabon, Teneriffa, Bilbao und — natürlich — Borussia Mönchengladbach auf dem Podest auf. Wette gewonnen. Bernd Gothe muss nun seine Schuld einlösen: Einen halben Tag lang muss er den Hof von Heynckes fegen. "Du hast die Wahl — Zahnbürste oder Handfeger", rief Norbert Bude dem Verlierer mit kaum verhehlter Häme zu. Der entschied sich für den Handfeger.
Nein, sie schenkten sich nichts — die beiden wichtigsten Männer aus Politik und Karneval. Wie es sich am jecken Montag in Rheydt gehört, lieferten sie sich ein verbales Scharmützel. Zur großen Freude der Karnevalisten, die vorher schon durch den jecken Zoch und den Gesang der Garderottis närrisch eingestimmt worden waren. Dazu hatten die Gelb-Blauen Funken ohrenbetäubende Böllerschüsse abgegeben. Angesichts der vielen Meeresbewohner, die die Straße säumten und in den Fußgruppen mitmarschierten, rief der Oberbürgermeister: "Bernd, das könntest du auch gut tragen, das macht schlank!" Bernd Gothe konterte: "Seitdem ich meine Hühnersuppe mit Stäbchen esse, nehme ich rasant ab."
Beim Schlagabtausch schenkten sich die beiden wie stets bestens aufeinander abgestimmten Bude und Gothe nichts. Beispiel: "Norbert, wieso bist du neulich mit 100 Stundenkilometern durch eine geschlossene Ortschaft gefahren?" — "Wieso geschlossen, ich bin doch durchgekommen." — "Ja, aber hast du denn die Tempo-50-Schilder nicht gesehen? — "Wie sollte ich die gesehen haben — bei dieser Geschwindigkeit?"
Dass das große Prinzenpaar Markus II. und Niersia Andrea und das Kinderprinzenpaar Felix I. und Lorena I. von vielen Rheydter und eher wenigen Gladbacher Gardisten unterstützt so vergleichsweise locker ins Rathaus kam, hatte auch damit zu tun, dass die Hälfte von Budes Garde in außenkarnevalistischer Mission unterwegs war. Der Wagen der gelb-blauen Funken fuhr im Düsseldorfer Rosenmontagszug mit und lud die Zuschauer dort ein, heute zum Zug nach Gladbach zu kommen.
Einmal am Ziel gab das Prinzenpaar den Riesenschlüssel schon nach fünf Minuten generös wieder an Hausherr Bude ab. Prinz Markus II. pries seine Stimme — die erkältungsbedingt zwischen Flüstern, Reibeisen und Röcheln changiert — als erotisch. Niersia Andrea schnappte sich dennoch lieber das Mikrofon mit den Worten: "Ich red mal lieber weiter, man kann ihn ja doch nicht verstehen."
Zu den lokalprominenten Verteidigern des Rathauses gehörte auch der Mann, der es in drei Monaten selber erstürmen will: Der CDU-Oberbürgermeisterkandidat Hans-Wilhelm Reiners. Amtsinhaber Norbert Bude, weiß schon wie es ausgeht — nicht die Kommunalwahl, aber der Veilchendienstagszug. Er kündigte an: "Beim Zug werden es 11,85 Grad sein, strahlender Sonnenschein und 367 151 Zuschauer, nein ich habe noch vier vergessen, also 367 155."
