Denn Literat Michael Körffer setzt nach dem Einzug von Elferrat und Tanzgarde gleich auf einen dicken Joker: Die Band „Kasalla“ heizt mit Kölsch-Rock ein. „Schön euch nach zwei merkwürdigen Jahren wiederzusehen. Noch schöner wäre es, euch lauter singen zu hören“, ruft Frontsänger Bastian Campmann. Das sitzt! Die Narren legen in der Lautstärke eins drauf, und von da an gibt es nur noch Lob für die Sangeskraft der Gladbacher.

Die jecke Gesellschaft im Saal singt, tanzt und klatscht mit. Es bleibt kaum Zeit zum Sitzen. Und doch ist an diesem Abend etwas anders als in früheren Jahren, als die „Seelöwe-Sitzung“ garantiert ausverkauft war. Mit Blick auf Corona und die politische Lage rechnet Körffer zur Begrüßung mit augenzwinkerndem Optimismus vor: „Der Saal ist nicht so voll wie sonst, doch voller als in diesem Jahr je zuvor. Doch wir wollen nicht lamentieren, sondern fiere“.

Der Präsident grüßt „alle von Herzen“ und einige Ehrengäste besonders, darunter Bernd Gothe, Ehrenvorsitzender des Mönchengladbacher Karnevalverbandes. Die Moderation teilt sich Körffer geschlechtergerecht mit der Vize Jenny Hüpkes.  Augenfänger im Saal sind filigrane Lichtspiele an Decke und Wänden sowie riesige Lampions in wechselnden Farben – und natürlich die bunt kostümierte Besucherschar. Für Tusch und Zwischenspiele ist die Sitzungskapelle „Die Kleinenbroicher“ zuständig. Die Tanzgarde stellt sich mit Sprüngen und Hebefiguren zu flotten Rhythmen vor, um anschließend in die Gastgeberrolle zu schlüpfen und die Akteure durch die Saalmitte zur Bühne zu geleiten.

Das Prinzenpaar aber zieht zum klingenden Spiel der Regimentskapelle mit den großen Prinzengarden ein. Prinz Stefan I. verrät, dass Niersia Bianca verschnupft sei. Zum Glück ist es nur eine Erkältung, und davon lässt sich ihre Tollität nicht ausbremsen. Das Prinzenpaar singt sein Lied und tanzt dazu. Außer Orden hat es „echtes Prinzenbier“ mitgebracht.

Angesichts vieler Banker im Publikum hofft Körffer, dass die Flasche mindestens 111 Euro als Zuschuss für die Wagenhalle einbringen könnte. Als die Prinzessin ihm einen Orden verleiht, kniet er vor ihr nieder. Ganz Kavalier hat Körffer für sie eine Rose mitgebracht. Der musikalische Büttenredner JP Weber ereifert sich an diesem Abend über die Unmöglichkeit, kölsch-gerecht zu gendern. „Habt ihr Carolin Kebekus gehört? Die darf alles. Nur nicht wir im Karneval“, murrt er. Im knallroten Anzug zum blonden Haar spottet Guido Cantz über Fachkräftemangel in der Politik und eine Fußball-Weltmeisterschaft im Advent, bei der der Autokorso vom Streuwagen angeführt wurde. Im Jahr nach seinem 30-jährigen Bühnenjubiläum betont er selbstironisch, keine Stirnfalten zu haben, sondern ein Sixpack vom Denken.

Joachim Jung pflegt als Lieselotte Lotterlappen ein freches Plappern. „Ich hätte gedacht, die Wenkbülle bringen mir ein paar Frische hoch. Aber nein. Da hinten sitzt ein Bauch und dahinter sein Besitzer“, lästert er in Richtung Elferrat. Die Vorträge geben Gelegenheit zum Verschnaufen, so auch die Ehrung verdienter Mitglieder. Karl Schäfer vom Karnevalsverband Linker Niederrhein zeichnet Simone von Düren mit dem Verdienstorden in Gold und Klaus Bayer mit dem Verdienstorden in Bronze aus.

Ansonsten ist Aktion gefragt.  Für den starken Einsatz zu allen Liedern gibt es das höchste Kompliment: „Großartig! Mönchengladbach ist wie Kölle“. Zum „Bella Ciao“ der „Klüngelköpp“ wird der Saal abermals zum Riesenchor. Die Band „Druckluft“ bittet temperamentvoll, farbenfroh und laut zum funkensprühenden Finale.

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