Wenn die Jecken die Stadt übernehmen So war das Altweibertreiben in Mönchengladbach
Mönchengladbach · Lange mussten die Mönchengladbacher Narren warten, doch nach zweijähriger Zwangspause gehört ihnen endlich wieder die Vitusstadt. Unter anderem in Odenkirchen, Giesenkirchen und auf dem Sonnenhausplatz wurde der Beginn des Straßenkarnevals ausgelassen gemeinsam gefeiert.
So feierten die Närrinnen und Narren Altweiber in Mönchengladbach
Da stehen sie vor dem Rathaus in Giesenkirchen und sind fest entschlossen, die Stadt Stück für Stück zu übernehmen. Nachdem die Jecken in Mönchengladbach zwei lange Jahre auf den Straßenkarneval verzichten mussten, ist die Freude an Altweiber umso größer, dass dem Finale der Session nichts mehr im Weg steht. Obwohl, so ganz stimmt das nicht, schließlich muss erst noch das Rathaus gestürmt werden.
In Giesenkirchen haben sich dort einige Verteidiger verschanzt: Unter anderem Bezirksvorsteher Volker Küppers (SPD), Ratsherr Willi Schmitz (CDU) und Bürgermeister Hajo Siemes (Grüne) halten die Stellung. Sie haben eine geheime Strategie ausgearbeitet, doch die ist leider so geheim, dass niemand darüber Bescheid weiß. Bürgermeisterin Josephine Gauselmann (SPD) hat sich zunächst unter die Verteidiger gesellt, doch angesichts der wachsenden Übermacht auf dem Konstantinplatz wechselt sie zu den Angreiferinnen über.
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Vor dem Rathaus berät derweil Ober-Möhne Sabine Meyer mit ihren Damen die Taktik. Die Devise heißt: „Stürmen, stürmen, stürmen“. Den ersten Ansturm wehren die Verteidiger in der ersten Etage des Rathauses mit süßem Wurfmaterial ab. Aber urplötzlich wächst vor dem Rathaus die Anzahl der Angreifer: Das Prinzenpaar, Stefan I. und Niersia Bianca haben sich fast unbemerkt mit den Garden aus Rheydt und Gladbach angeschlichen. MKV-Chef Gert Kartheuser ist an vorderster Front zu sehen, allerdings mit seinem persönlichen Bodyguard Bodo Schmitz im Hintergrund. Aus den Fenstern des Rathauses hagelt es zwar weiter Wurfmaterial, doch die Gegenwehr erlahmt zusehends. Im Verlaufe der „tobenden Schlacht“ hat sich Bezirksvorsteher Küppers auf die Tribüne des Konstantinplatzes zurückgezogen. Er ordnet die Kapitulation an. Dass aus strategischen Gründen später erscheinende Kinderprinzenpaar, Marlon und Lea, braucht nicht mehr einzugreifen. Sie sorgen nur noch für Siegesstimmung.
Die Prinzenpaare und ihr Hofstaat hatten sich schon vor der Übernahme des Giesenkirchener Rathauses in Stimmung gebracht: Auf dem Wingertsplatz in Odenkirchen wurden sie von den Jecken begrüßt, die auf dem Platz eng gedrängt standen. „Endlich können wir wieder feiern“, sagt Dennis Binkers, der bunt geschmückt das närrische Treiben beobachtet. „Die Welt ist so traurig im Moment, da braucht man ab und zu einen Ausgleich“, sagt er. So scheint es hier vielen zu gehen. Die Menschen liegen sich lachend in den Armen, schunkeln und singen sich die Sorgen von der Seele. Da ist die vierjährige Louana noch etwas zurückhaltender. Schüchtern hält sie die Hand ihrer Mutter Angelina. Auf ihr giftgrünes Hexenkostüm ist das Mädchen aber schon mächtig stolz.
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Auf dem Sonnenhausplatz um 14.11 Uhr passiert es endlich: Prinz Stefan I. wird von zwei Närrinnen unter lautem Jubel die Krawatte abgeschnitten. Das dauert etwas, weil die Schere sehr klein ist. „Aber dafür muss an Altweiber immer Zeit sein“, sagt Steffi Schreiber und präsentiert ihre närrische Trophäe. „Halt Pohl“ und „All Rheydt“ Rufe schallen durch die Straßen und als das Prinzenpaar singt „Wir genießen jede Stunde Karneval“, bricht sogar die Frühlingssonne durch die graue Wolkendecke und scheint den Jecken in ihre Gesichter.
