Karneval 2023 So himmlisch war der Veilchendienstagszug in Mönchengladbach
Mönchengladbach · Rund 400.000 fröhliche Jecken, engagierte Karnevalisten, entspannte Ordnungskräfte – beim größten närrischen Umzug der Stadt schwebten alle auf Wolke 7. Nach zwei Jahren Abstinenz wollten die Menschen friedlich miteinander feiern. Kamelle statt Krawalle.
So schön war der Veilchendienstagszug in Mönchengladbach
Drachen, Superhelden, Engel und Zauberlehrlinge tanzen am Straßenrand, Feuerwehrmänner im Miniaturformat retten Kamelle von der Straße vor dem Zertreten, die Musik hämmert von bunten Motivwagen und durch die Luft fliegt neben bunten Bonbons, Schokoriegeln und Popcorntüten der Ruf „Halt Pohl!“: Wenn ab 13.11 Uhr der Veilchendienstagszug (VDZ) durch die Stadt zieht, wird gefeiert. Zwei Jahre Abstinenz haben der Stimmung nicht geschadet – im Gegenteil. Wo man hinschaut fröhliche Gesichter und singende Menschen. „Ganz Gladbach schwebt auf Wolke 7 – 2.0“, das Motto des ersten Nach-Corona-VDZ wird wörtlich genommen.
Schon vor der Aufstellung der 74 Festwagen und 53 Fußgruppen auf der Rathenaustraße machen die Musikgruppen auf dem Bismarckplatz ordentlich Stimmung. Laute Musik gehört einfach dazu, da sind sich die Trompeter und Trommler einig. Die Gruppe „Puerto de la Cruz“ gibt eine Kostprobe ihres Könnens, die „Magic Sound Trumpets“ antworten mit Blasmusik. So geht es hin und her, man versteht sein eigenes Wort nicht mehr. Aber wer will schon reden, wenn gesungen werden kann?
Fast pünktlich setzt sich der VDZ in Bewegung. Prinz Stefan I. und Niersia Bianca winken ihren jecken Untertanen vom Prinzenwagen zu. Alle ziehen an ihnen vorbei: OB Felix Heinrichs, der Wagen des Mönchengladbacher Karnevalsverbands mit seinem Vorsitzenden Gert Kartheuser. Mehr als 4000 Teilnehmende bilden den närrischen Lindwurm.
„Wir haben schon viel erlebt, aber so viele Menschen an den Straßen, die überall in Zehnerreihen standen“, freut sich Kartheuser nach dem Zug. „Das waren weit über 400.000 Menschen. Es waren sehr wahrscheinlich 444.000 Jecken.“ Dicht stehen die Närrinnen und Narren und jubeln den Wagen und Fußgruppen zu. Regenbögen ziehen vorbei, Wolken und Engel, rosa und hellblaue Zuckerwatte. „Hurra, wir leben noch“, verkündet der Verein zur Förderung des rheinischen Trabrennsports auf seinem Motivwagen. Ein Flugzeug schickt sich darauf an, ein Trabrenngespann zu fressen. Eine Anspielung darauf, dass das Ende der Trabrennbahn ursprünglich für 2021 geplant war.

Die schönsten Kostüme beim Veilchendienstagszug
Einen Hauch von Exotik bringen die Tänzerinnen und Tänzer von „Puerto de la Cruz“ in die Stadt. Die Truppe mit Musikern ist extra von Teneriffa nach Mönchengladbach gekommen. Mit großem Kopfschmuck, aufwendigem Federputz und vielen Glitzersteinen fallen sie in der bunten Truppe auf.
Julia Rose hat mit Jan und Horst Schmitges ein Buffet aufgebaut: Auf dem Tisch stehen eine Schüssel Mett, ein Brotkorb und ein Teller mit Berlinern. Seit 2016 stehen die drei beim Zug an der Ecke Kaiser-/Bismarckstraße. „Hier gibt es immer Spreewaldgurken, da sind wir ganz scharf drauf“, sagt Horst Schmitges.

Das haben Jecken beim VDZ gefangen
Während die ersten Wagen an der Bismarckstraße mit etwas mehr als 20 Minuten Verspätung vorbeirollen, ist am Schillerplatz noch alles weitestgehend ruhig. Wobei, die Party ist in vollem Gange und vor dem Theresianum, dem Seniorenheim an der Kaiserstraße, nehmen die Bewohnerinnen und Bewohner langsam in der vorab reservierten ersten Reihe Platz.
Auch für die Ordnungshüter ist es ein vergleichsweise ruhiger Einsatz. Die Polizei meldet kurz nach 17 Uhr zwei Körperverletzungen, zwei Ingewahrsamnahmen und fünf Platzverweise. „Das ist ein stimmungsvoller und ruhiger Veilchendienstag“, sagt eine Polizeisprecherin. Und: „Da haben wir an manchen Wochenenden in der Altstadt mehr zu tun.“ Auch die Mitarbeiter von Feuerwehr und Ordnungsamt sprechen von einer entspannten Lage. „Wir hatten 13 VDZ-bedingte Rettungseinsätze. Das ist sehr wenig, und es war auch nichts Bedrohliches dabei“, bilanziert Ordnungsdezernent Matthias Engel. Kurz gab es einen Schockmoment, weil auf einem Wagen ein medizinischer Notfall gemeldet worden war. Aber alles ging gut aus.

Diese Jecken haben den besten Ausblick beim Veilchendienstagszug
Die Feuerwehr ist mit 200 Kräften im Einsatz, das Ordnungsamt mit 50 Kräften. Der Schwerpunkt für die Ordnungskräfte gemeinsam mit der Polizei sei der Jugendschutz. Engel: „Wir haben rund 15 Liter alkoholische Getränke eingezogen und entsorgt. Auch das war sehr wenig. Es gab wenige trinkende Jugendgruppen. Alles war friedlich.“
Nachdem der letzte Wagen des Veilchendienstagszugs den Alten Markt passiert hat, sitzen Mira Maaßen und Hartmut Krüger auf einer Mauer. Sie hat erschöpft ihren Kopf auf seine Schulter gelegt. „Endlich konnten wir wieder gemeinsam feiern, und das haben die Menschen auch wirklich getan“, sagt Krüger.
19 Tonnen Müll wurden nach dem Zug schnell von der GEM weggeräumt, sodass nur die schönen Erinnerungen bleiben.