Mönchengladbach Kaputte Straßen: 50 Millionen Euro Sanierungsstau

Mönchengladbach · Schlaglöcher, Risse, Absackungen – viele Fahrbahnen sind in einem miserablen Zustand. Schuld ist nicht nur Winterfrost. Oft werden die Straßen auch nach Aufrissen für Kabel- oder Rohrverlegungen schlampig repariert.

Schlaglöcher, Risse, Absackungen — viele Fahrbahnen sind in einem miserablen Zustand. Schuld ist nicht nur Winterfrost. Oft werden die Straßen auch nach Aufrissen für Kabel- oder Rohrverlegungen schlampig repariert.

Rund 2500-mal im Jahr werden in Mönchengladbach Straßen aufgerissen, weil Kabel, Leitungen oder Kanäle verlegt oder repariert werden müssen. Die Löcher werden anschließend wieder geschlossen, doch diese Arbeit wird in der Regel nicht von Straßenbauern, also Fachleuten, übernommen. Meistens stellen Drittfirmen im Auftrag von Stadt, NEW oder anderen Unternehmen die Straßendecke wieder her. Kontrolliert wurden diese Arbeiten bisher kaum. Das birgt die Gefahr der lange unentdeckten Flickschusterei: Gräben sind nicht richtig verdichtet, Fugen nicht fachgerecht wieder hergestellt. Die Folge: Absackungen, Schlaglöcher und Risse.

Nur etwa zehn Prozent aller wiederhergestellten Straßen nach Aufbrüchen wurden bislang durch die Stadt kontrolliert. Das müsste eigentlich immer geschehen — im Idealfall während der Arbeiten unmittelbar danach und nach zwei Jahren noch einmal, wenn die Gewährleistungsfrist abläuft. Bleibt Schlamperei auch danach noch unentdeckt, bezahlt die Stadt die Nachbesserungen für Fehler, die sie nicht verursacht hat. Die ausführenden Firmen kommen ungeschoren davon. Mittlerweile gibt es in Mönchengladbach einen erheblichen Sanierungsstau. 50 Millionen Euro müssten aufgebracht werden, um alle Winterschäden zu beseitigen beziehungsweise neue Fahrbahndecken aufzubringen.

Auf Initiative der Grünen wurden und werden nun so genannte Aufbruchmeister, die speziell ausgebildet sind, eingestellt. Drei der vier neuen Stellen sind bereits besetzt. Die Aufbruchmeister sollen die Qualität der Straßenwiederherstellung jetzt konsequent überwachen.

Wer Leitungen, Rohre oder Kanäle verlegen will und dafür die Straße aufreißen muss, muss eine Genehmigung der Stadt haben. Dafür wird eine Gebühr fällig. Das gelte auch für die Kontrollen, wie Stadtsprecher Walter Schröders sagt. So könnte ein Teil der Personalkosten wieder hereingeholt werden. Bislang flossen die Einnahmen von Aufbruchsgenehmigungen (rund 300 000 Euro pro Jahr) allerdings in den allgemeinen Haushalt. Zur Beseitigung von Straßenschäden wurden sie nicht ausgegeben.

Durch die Einstellung der Aufbruchmeister soll nun bei Straßenaufbrüchen eine Kontrollquote von 90 Prozent erreicht werden. Dadurch erhofft man sich auf lange Sicht weniger Schäden und weniger Ausgaben. Immerhin habe eine Untersuchung in Köln ergeben, dass in der Vergangenheit keine einzige Straße fachgerecht wiederhergestellt wurde, sagt Ulla Brombeis, stellvertretende Fraktionsvorsitzende der Grünen.

Straßenkontrolleure gibt es in Mönchengladbach schon lange. Doch die zehn Mitarbeiter (zwei sind langzeiterkrankt) wurden dafür eingestellt, sichtbare Schäden wie Schlaglöcher und hochstehende Gehwegplatten zu protokollieren, die dann repariert werden. Aus Versicherungsgründen müssen die Kommunen ihre Straßen in bestimmt Zyklen begehen.

Die neuen Aufbruchmeister sollen nicht nur die akuten, sondern auch die drohenden Gefahren erkennen.

(RP)
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