Herdt Kapelle nach cleverer Bauart

Herdt · Heinz Clever kippte fast aus seinen Latschen, als er den Vorschlag des Architekten las. Dessen Entwürfe zur Renovierung der Herdter Kapelle klangen ja ganz ordentlich, eigentlich sogar sehr gut.

Nur bei der Preisaufstellung musste die Herdter Dorfbevölkerung schlucken: Dachstuhl 5000 Mark, Trockenlegen des Mauerwerks 5000 Mark. . . "Was? Trockenlegen? dat kann ich", sagte Clever und ergriff die Initiative.

Gerade hatte er die Mauern seines eigenen Hauses von der Feuchtigkeit befreit, da machte er sich an das kleine, denkmalgeschützte Kleinod des Dorfes. Um 1750 war es erbaut worden und so sah es auch aus. Das Mauerwerk war feucht geworden, das Flechtwerk und die Weiden waren mit einfachem Lehm verputzt.

Zusammen mit Josef Thofondern und weiteren Dorfbewohnern renovierte Clever vor sechs Jahren nach und nach die Kapelle. Ein neuer Dachstuhl wurde von einem Abbruchhaus besorgt. In einer Ziegelei in Krefeld fanden die Herdter neue Dachpfannen, die eine Fehlproduktion für ein anderes Haus waren — zum Spottpreis landeten sie schließlich auf dem Dach der Kapelle. Nach und nach renovierten die Herdter, bis das um 1750 erbaute Gotteshäuschen wieder fertig war. "Wir sind eben ein sparsames Völkchen", sagt Heinz Clever. Und ein cleveres dazu. Denn die gesamte Sanierung kostete nur noch 5000 Mark, in etwa das Geld, das die Herdter Dorfbevölkerung vorher gespart, gesammelt und bezuschusst bekommen hatte.

(RP)
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