Mönchengladbach Kann so etwas wieder passieren?

Mönchengladbach · Das Gasunglück war gerade 24 Stunden her, als sich in Güdderath gestern wieder Normalität einstellte. Im Kleingärtnerverein gab es den normalen sonntäglichen Frühschoppen, Leute saßen auf ihrer Terrasse oder gingen spazieren. Aber es gab kaum ein anderes Gesprächsthema als das Kohlendioxid, das sich am Vortag über Güdderath gelegt hatte. „Wir haben wohl noch Glück gehabt“, sagte Helmut Prisack (72), als er durch den Ort spazierte. Nichts erinnerte mehr an die 100 Verletzten und mehr als 400 Rettungskräfte. „Ein großes Kompliment an die Feuerwehr. Die hatten alles super im Griff“, sagte Andre Gelsdorf (43), der in seinem Garten Bohnen erntete. Um 7 Uhr hatte er sich am Samstag auf den Weg zum Bäcker gemacht. Als er mit Brötchen für die Familie zurückkam, war alles abgesperrt.

Viele Chemie-Betriebe in der Nähe

Dennoch machen sich viele Güdderather Sorgen: Sie sind umgeben von Industriegebieten, in denen auch viele Chemie-Betriebe ansässig sind. „In gewisser Weise ist das beunruhigend“, sagte Andre Gelsdorf. „Wir sitzen quasi auf einem Pulverfass.“ Aus Güdderath wegziehen möchte er dennoch nicht. „Es ist ja glimpflich abgelaufen.“ Arno Bernards (68) und seine Frau Hannelore wohnen schon seit 45 Jahren in Güdderath. „Wegziehen wollen wir nicht. Güdderath ist ein Schlaraffenland.“

Im Kleingärtnerverein Güdderath, der direkt neben der Dyrup GmbH liegt, waren alle erleichtert, dass eines ihrer Mitglieder noch rechtzeitig von der Feuerwehr gerettet worden war. Er hatte mit seiner Familie die Nacht im Kleingarten verbracht, was laut Kleingartenordnung eigentlich nicht erlaubt ist. Um 7.44 Uhr bemerkte er, dass etwas mit der Luft nicht stimmt und rief Feuerwehr und Polizei an. Zehn Feuerwehrleute kletterten später mit einer Leiter über das Eingangstor der Anlage und durchsuchten das Gelände. Gerade noch rechtzeitig fanden sie den Kleingärtner und dessen Familie. Am Sonntagmorgen saßen einige der Vereinsmitglieder wieder beim Frühschoppen zusammen im Vereinshaus und diskutierten über das Gasunglück. Eines ist dem Vereinsvorsitzenden Alfred Birkenheuer (75) klar: „Wenn so etwas einmal passiert, dann kann es immer wieder passieren.“

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort