Mönchengladbach Kakerlaken und Abwasser im Asylbewerberheim

Mönchengladbach · Der Arbeitskreis Asyl beklagt "unhaltbare hygienische Zustände" an der Hardter Straße. Die Stadt Mönchengladbach kennt das Problem. Eine Flüchtlingswelle im Herbst hatte die Plätze in den Heimen rar gemacht - seitdem haben sich die Zustände verschlimmert.

 Dass es im Asylbewerberheim an der Hardter Straße seit vielen Monaten Probleme gibt, ist der Stadtverwaltung bekannt. Deshalb ist ein Neubau im kommenden Jahr geplant.

Dass es im Asylbewerberheim an der Hardter Straße seit vielen Monaten Probleme gibt, ist der Stadtverwaltung bekannt. Deshalb ist ein Neubau im kommenden Jahr geplant.

Foto: Ilgner

Dass es im Asylbewerberheim an der Hardter Straße seit vielen Monaten Probleme gibt, ist der Stadtverwaltung bekannt. Deshalb ist ein Neubau im kommenden Jahr geplant. Doch das hilft den Bewohnern momentan nicht weiter. Von unhaltbaren Zuständen ist in einem Schreiben die Rede, das der Arbeitskreis Asyl der Gemeinde St. Vitus am Montag an Oberbürgermeister Norbert Bude geschickt hat.

Beklagt wird darin ein ganzer Katalog von Missständen, die sich aufgrund der großen Flüchtlingswelle im Oktober noch einmal zugespitzt haben. So scheint nach Angaben mehrerer Heimbewohner die Kapazitätsgrenze der Unterkunft an der Hardter Straße weit überschritten. Die Betten reichten nicht aus, Bewohner müssten die Nacht auf Matratzen auf dem harten Steinboden verbringen. Hinzu kommen hygienische Missstände. Laut Arbeitskreis-Mitglied Edmund Erlemann haben es die Asylbewerber mit einem ständigen Kampf gegen Insekten, darunter Kakerlaken, zu tun. Bekämpft werden die Schädlinge mit chemischen Mitteln, was, so der Arbeitskreis, auch die Gesundheit der Bewohner angreift. Zudem stünden die sanitären Anlagen, einschließlich der Küchentrakte, unter Wasser, weil die Abflüsse nicht richtig funktionieren. Die Folge: Eine Brühe aus Schmutzwasser, Urin und Fäkalresten liegt über dem Fußboden und wird von den Bewohnern unter den Schuhen bis in die Wohn- und Schlafräume getragen. Hauterkrankungen seien die Folge.

Die Stadt reagierte am Montag auf die Vorwürfe. "Es stimmt, dass wir von der Flüchtlingswelle im Herbst überrascht wurden. Wir hatten seitdem eine sehr starke Belegung der Heime, die teilweise auch an die Grenzen des Möglichen ging. In den letzten drei Wochen hat sich die Lage aber entspannt", sagt Willi Houben, Fachbereichsleiter für Soziales und Wohnen. Rund 100 Flüchtlinge aus Serbien und Mazedonien seien in ihre Heimat zurückgekehrt. Zuvor jedoch sei das Asylbewerberheim an der Hardter Straße mit seinen 138 Plätzen zeitweise überbelegt gewesen. Insgesamt leben derzeit rund 400 Asylbewerber in Gladbach.

Die Mitglieder des Arbeitskreises bemängeln auch, dass die Bewohner nicht psychosozial betreut werden. Die eingeteilten Sozialarbeiter fielen seit Monaten aus, der Hausmeister fühle sich allein gelassen. "Wir hatten tatsächlich gerade zu der Zeit, als die Flüchtlinge kamen, eine unbesetzte Sozialarbeiterstelle. Seit vorletzter Woche ist sie jedoch wieder vergeben", sagt Houben. Er hofft auf eine langfristige Entspannung der Lage. Denn für 2013 ist zwar ein Neubau an der Eickener Straße geplant. Der sollte aber eigentlich nicht zusätzlich entstehen, sondern das Heim an der Hardter Straße ersetzen. Die neue Unterkunft, die Ende 2013 fertig sein soll, ist jedoch nur auf 74 Personen angelegt, die jeweils zu zweit in kleinen Wohnungen untergebracht werden sollen. "Wenn die Flüchtlingszahlen jedoch weiter steigen, werden wir auch dort die Belegung pro Wohnung erhöhen müssen."

(lest/ape/top)
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