Mönchengladbach Jugendamt holt Kinder immer häufiger aus Familien

Mönchengladbach · Im vergangenen Jahr wurden 283 Kinder und Jugendliche in Mönchengladbach vor den eigenen Eltern in Sicherheit gebracht. Im Vorjahr waren es noch 268. Der Blick auf die Zahlen der vergangenen Jahre ist erschreckend: 2005 waren es noch 195 Kinder, die aus ihren Familien herausgeholt wurden.

Diesen Anstieg von 45 Prozent innerhalb von sieben Jahren begründet die Stadt mit immer strengeren Richtlinien zum Schutz von Kindern. "Man nimmt die Kinder inzwischen schneller aus den Familien, als man es früher noch gemacht hat", erklärt Walter Schröders von der Pressestelle der Stadt. Nachdem immer wieder dramatische Fälle bekannt wurden, in denen Kinder verhungert sind oder totgeschlagen wurden, war der Schutzauftrag auch für die Jugendämter im Gesetz strenger formuliert worden.

Noch nie mussten die Jugendämter in NRW so häufig Kinder oder Jugendliche aus dem Elternhaus raus holen, wie 2012. Mit den aktuellen Zahlen steht die Stadt Mönchengladbach in der Statistik im Vergleich zu anderen nordrhein-westfälischen Städten jedoch wieder einmal schlecht da. Obwohl die Stadt immer mehr Geld für Präventionsmaßnahmen ausgibt. Erst im vergangenen Jahr wurden im städtischen Haushalt 51,7 Millionen Euro für Hilfen zur Erziehung ausgegeben. Demgegenüber standen 2330 Fälle, die diese Hilfsmaßnahmen in Anspruch nahmen — von der Hausaufgabenhilfe bis zur Heimunterbringung. 2010 waren es 2255 Fälle.

Dabei ist Mönchengladbach eine von 18 Kommunen, die beim Modellvorhaben "Kein Kind zurücklassen — Kommunen in NRW beugen vor" mitmacht. Bei diesem Projekt geht es um eine frühzeitige, vorbeugende Unterstützung für Familien, um das Wohlergehen und die Lebensperspektive von Kindern und Jugendlichen zu stabilisieren und, wo nötig, zu verbessern. Dies soll nicht zuletzt auch spätere Kosten für entsprechende Maßnahmen verringern. In diesem "Home"-Projekt setzt die Stadt in Eicken und Mülfort bereits ein Präventionskonzept um, das Eltern mit Kindern zwischen null und zehn Jahren besonders intensiv unterstützt. Auch die Arbeit der Schulsozialarbeiter soll fortgesetzt werden. Die Stadt hofft mit diesen Maßnahmen künftig bei den Statistiken besser wegzukommen.

(RP)
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