Jubiläum in Mönchengladbach 100 Jahre alt und rostfrei

Mönchengladbach · Die Unternehmerschaft der Metall- und Elektroindustrie wurde vor 100 Jahren gegründet. Das Jubiläum wurde im Kunstwerk gefeiert. Metall-NRW-Präsident Arndt Kirchhoff rief dazu auf, zur Europawahl zu gehen.

 Sie begrüßten die Gäste bei der Feier im Wickrather Kunstwerk (v. l.): Aunde-Chef Rolf Königs, Arndt G. Kirchhoff (Metall NRW), Albrecht Driescher (UME-Vorsitzender), Reinhold Schneider (UME-Geschäftsführer).

Sie begrüßten die Gäste bei der Feier im Wickrather Kunstwerk (v. l.): Aunde-Chef Rolf Königs, Arndt G. Kirchhoff (Metall NRW), Albrecht Driescher (UME-Vorsitzender), Reinhold Schneider (UME-Geschäftsführer).

Foto: Ilgner Detlef (ilg)

Wer 100 Jahre alt wird, der wird normalerweise reich beschenkt. Die Unternehmerschaft der Metall- und Elektroindustrie (UME) zu Mönchengladbach machte es am Donnerstagabend anders. Jeder der rund 250 eingeladenen Gäste im Wickrather Kunstwerk bekam einen Kaffeebecher zum Mitnehmen, aus Metall versteht sich. „Rostfrei, sinnvoll, nachhaltig, formschön und stylish – wie wir“, sagte der Vorsitzende des Verbands, Albrecht Driescher. Tatsächlich feierte da nicht irgendein Verband sein Jubiläum, sondern die Interessenvertretung von fast 60 Mitgliedsfirmen mit annähernd 13.000 Beschäftigten in der Region. Die Industrie in Mönchengladbach und Umgebung ist eben immer noch stark. „Die Industrie wird auch in Zukunft die Basis unseres Wohlstandes bilden“, sagte Driescher. Metall und Elektro blieben das Herz der Wirtschaft.

Tatsächlich steht die offizielle Gründung des Verbands am 1. Juli 1919, wenige Monate nach Einführung des Acht-Stunden-Tages, für den Beginn der Tarifpartnerschaft zwischen Gewerkschaften und Arbeitgebern in Mönchengladbach. Wilhelm Reiners (nicht verwandt mit Oberbrürgermeister Hans Wilhelm Reiners) war erster Vorsitzende des „Metall-Arbeitgeber-Verbandes für den Industriebezirk M. Gladbach und die benachbarten Gebiete“, wie der Zusammenschluss getauft wurde. Zweck war die Förderung der Gemeininteressen und „insbesondere ein gedeihliches Verhältnis zwischen den Mitgliedern und ihren Arbeitnehmern zu erhalten und auszubauen“.

Tatsächlich ist der Verband stark familiär geprägt wie seine Mitglieder, von denen viele Familienunternehmen sind. Sieben der bisher zehn Vorsitzenden kamen und kommen aus Familienunternehmen und führten den Verband zusammen mehr als 80 Jahre lang, wie Driescher sagte. In 100 Jahren gab es fünf Geschäftsführer, und auch dort folgten zuletzt Vater und Sohn aufeinander.

Unter den Gratulanten waren neben Gästen aus den Unternehmen, Politik und anderen Branchen der Wirtschaft auch OB Reiners und Arndt Kirchhoff, Präsident von Metall NRW. Reiners würdigte den UME als einen „starken und modernen Verband, der so wichtige Branchen für unseren Wirtschaftsstandort umfasst“ und großes Engagement um Fachkräftenachwuchs zeige. Zu seinem Geburtstag hat der Verband nicht nur seine Gäste beschenkt, sondern auch sich selbst. Bei der jüngsten Mitgliederversammlung gründeten die Mitglieder die gemeinnützige „UME-Stiftung“, deren Zweck unter anderem die Förderung der Aus- und Weiterbildung ist – ein Instrument im Kampf gegen den Fachkräftemangel. Die Unternehmerschaft steht für mehr als 30 Ausbildungsberufe.

Genau diese Werte und Errungenschaften gelte es aber zu verteidigen, warnte Arndt Kirchhoff als Festredner. Drei wesentliche Säulen des Modells Deutschland seien das Ausbildungssystem, die mittelständische Industriestruktur, in deren DNA es liege, das Unternehmen in die nächste Generation zu bringen, und die Sozialpartnerschaft mit den Gewerkschaften. „Darin mischt sich die Politik zu oft ein, das sollten wir ihr wieder abgewöhnen“, sagte Kirchhoff. „Das Modell war 100 Jahre erfolgreich.“

Seine größte Sorge allerdings gilt der Beteiligung an der am 26. Mai anstehenden Europawahl. Freier Binnenmarkt, Anerkennungen für Produkte und Verfahren seien angesichts der Tatsache, „dass wir zwei Drittel unserer Geschäfte in Europa machen“, wichtige Errungenschaften. Zwischen China und den USA müsse Europa einig sein, „dann können wir auf Augenhöhe mitreden. Wir müssen unsere Werte und Freiheiten und die soziale Marktwirtschaft verteidigen“, sagte Kirchhoff und rief dazu auf, bei der Europawahl eine demokratische Partei zu wählen. „Die Wahlbeteiligung muss so groß wie möglich sein“, sagte Kirchhoff. „Wenn wir nicht aufpassen und die Menschen nicht überzeugen, dann geht’s schief. In Großbritannien ist die Jugend nicht zur Wahl gegangen, die Folge ist der Brexit.“

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