Mönchengladbach Jubel-Kaiser und verzückter König
Mönchengladbach · 445 Schützen und 90 Musiker salutierten am Sonntag in der Parade vor dem Hehnerholter Kurzzeitpflegehaus für Majestät Ulrich Fomferra. Mit dabei waren erfahrene Schützen wie Kaiser Franz Flesser, aber auch Neulinge wie die sieben Jahre alten Drillinge Mika, Chris und Nick.
Generalfeldmarschall Franz Flesser (67) ist ein Routinier im Sattel. Seit seinem 18. Lebensjahr gehört er zur Reiterei der St.-Michaels-Bruderschaft Holt, lenkte sein Pferd sicher durch so manche Parade. Es sei denn, er hatte anderes zu tun: Regieren, zum Beispiel. Bis heute ist Flesser der einzige Kaiser der St. Michaels Bruderschaft. 1972, 1995 und 2009 war er König und nahm Paraden ab statt selbst mitzuziehen.
Gestern Vormittag saß der Jubilar aber wieder im Sattel: Flesser, der seit nunmehr 50 Jahren der Holter Bruderschaft angehört, ritt bei der knapp einstündigen Parade vor dem Caritas-Kurzzeitpflegehaus in Hehnerholt vorneweg. 90 Musiker und 444 Schützen, davon 16 weitere hoch zu Ross, folgten ihm. Auf den Bürgersteigen drängten sich die Zuschauer, die fast alle trotz Regenschauern und Windböen bis zum Schluss ausharrten.
Fünf Regentropfen
"So lange meine Gesundheit es zulässt, werde ich mein Amt weiter ausführen", kündigte Generalfeldmarschall Flesser nach der Parade beim Frühschoppen im Festzelt an. "Das hat er mir versprochen", ergänzte André Heynckes, Schriftführer der Bruderschaft und drückte freundschaftlich Flessers rechten Arm. Ob sich Franz Flesser denn auch vorstellen kann, erneut König zu werden? "Vielleicht zum 175-jährigen Bestehen der Bruderschaft", sagte er lachend — das wäre dann in 24 Jahren und Flesser wäre dann 91 Jahre alt.
Nun regiert aber erstmal Ulrich Fomferra. Ihm zur Seite stehen seine Brudermeister Heinz Linssen, Ehrenmitglied der Bruderschaft und Ehrenpräsident Hans Heynckes von der Gruppe "Die Pickelhauben". Die sind noch länger dabei als Franz Flesser — nämlich 51 Jahre. In der Parade gestern zogen "Die Pickelhauben" wieder wie gewohnt in einem Pferdefuhrwerk mit.
"Das war eine prachtvolle Parade", lobte König Ulrich Fomferra später seinen Verein. "Das einzig Negative waren die fünf Regentropfen pro Quadratmeter." Mit dem bisherigen Verlauf des Schützenfestes ist er ebenfalls sehr zufrieden: "Viele Besucher, top Stimmung, eine prachtvolle Eröffnung am Samstagabend im Festzelt — Jung und Alt feiern gemeinsam", fasste er zusammen. Auch Schriftführer André Heynckes zog eine positive Bilanz. "Am Freitag bei unserem Nachmittag für die Bürger ab 60 Jahren im Festzelt waren 396 ältere Herrschaften da. Und am Samstagabend platzte unser Festzelt wirklich aus allen Nähten", sagte er.
Beim Frühschoppen gestern Morgen war das Zelt dann schon wieder voll. Am Tisch der Gruppe "Grüne Kompanie" saßen drei kleine Jungen, die kurz zuvor zum ersten Mal in der Parade mitgezogen waren: die Drillinge Mika, Nick und Chris (7) Paulzen. Vor den Männern in den grünen Uniformjacken waren sie in weißen T-Shirts mit dem Logo der Gruppe über die Straße marschiert und hatten dem König salutiert. "Das war nur ein Test", erzählte ihr Vater Ralf.
Doch die drei Jungen können sich durchaus vorstellen, im nächsten Jahr wieder bei der Parade mitzuziehen, denn "das hat Spaß gemacht", sind sich die Drillinge einig. Nick und Chris würden außerdem gerne irgendwann König werden. Dann würde ein Drilling regieren — und seine Brüder wären Brudermeister. Vielleicht gäbe es diese Kuriosität ja dann passend zum 175-jährigen Bestehen? Die Drillinge wären dann jedenfalls 31 und somit im besten Alter, um Schützenkönige zu werden.
