Mensch Gladbach Jetzt kommen wir - GroKo kennt keine Verwandten

Mönchengladbach · Ein CDU-Romeo und eine SPD-Julia - das war die Liebelei des Jahres 2014. Wie in vielen Ehen wird mit der Zeit alles ein bisschen nüchterner. Auch in der GroKo-Beziehung des vergangenen Jahres. Doch wer jetzt ein mögliches Ende vermutet - bis dahin ist es noch weit hin. Zumal der Partner fehlt. Die Liberalen wirken müde, die Grünen biestig, die Linken sind weit weg. Und die FWG? Ist längst in Rente.

Groko in Mönchengladbach: Das sagen die anderen
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Wieder ist ein Jahr rum. Wie die fortschreitende Zeit zu bewerten ist, dazu gibt es unterschiedliche Deutungen. Beim Besuch eines Mönchengladbacher Arztes sagte die Helferin nach einem Blick auf meine Daten: "Na, Sie haben ja auch nicht mehr lange." Offenbar spielte sie auf mein fortgeschrittenes Alter und die Tatsache an, dass ich mich der Rente nähere. Ist das jetzt schön? Muss ich mich deshalb glücklich schätzen? Vielleicht hat die junge Frau gefolgert: "Der kriegt noch was von seiner Rente. Bei mir sieht's später mau aus." Vielleicht wollte sie mir aber auch nur was Nettes sagen. Vielleicht aber das genaue Gegenteil: "Der sieht älter aus, als er ist."

Nun will ich Sie nicht mit Rentenfragen und meinen Problemen behelligen. Sondern eher den Bezug zur abgelaufenen Zeit bewusst machen. Ein Jahr mehr heißt auch ein Jahr mehr in der politischen Beziehung von CDU und SPD in der Stadt. Erinnern Sie sich noch? Vor einem Jahr, damals war die Liaison gerade ein paar Monate alt, da haben wir an dieser Stelle vom CDU-Romeo und der SPD-Julia geschrieben. Fanden nicht alle gut, wobei wir nicht dafür zu haben sind, anderen nach dem Mund zu schreiben. Hatte aber Nachwirkungen. Jüngst griff die liberale Vorzeigefrau der Gladbacher FDP, Nicole Finger, unseren Romeo-und-Julia-Vergleich auf und erklärte Stadtkämmerer Bernd Kuckels zu ihrem Romeo des Jahres 2015. Naja. Und keine Sorge, nur platonisch.

Aber wenden wir uns den Beziehungen zu, die unsere Ratsfraktionen unter sich pflegen - oder eben nicht. CDU und SPD sind weiter enger aneinandergerückt. Das gilt zwar nicht für ihre politische Ausrichtung, sondern für die Professionalität ihrer Kooperation. Die Liebelei des Vorjahres ist nüchterner und klarer in der Zielausrichtung. Das ist halt so wie in einer Ehe, wenn der erste Gefühlsüberschwang ein bisschen verschwunden ist. Aber das bedeutet nicht, dass die Scheidung eingereicht wird. Dafür lassen sich CDU und SPD - Achtung: Prognose - noch gute drei Jahre Zeit. Die Vordenker Hans Peter Schlegelmilch, CDU, und Felix Heinrichs, SPD, haben in ihren Fraktionen die Reihen fest geschlossen - ohne sie läuft nix, sie geben die Richtung vor.

Das hat Auswirkungen. Die FDP, die 2014 so manches Mal keck dazwischen grätschte, stand im Vorjahr eher ein bisschen im Abseits. Man braucht sie nicht, und die Liberalen fanden nicht so richtig ein Thema, bei dem man sie brauchte. Und manches Mal wirkten sie müde, ja auch unentschlossen.

Die Grünen haben sich in ihre Nische zurückgezogen. Und die ist nicht auf Kompromissfähigkeit und mögliche Zusammenarbeit ausgelegt. In der politischen Programmatik mag das richtig sein, in der realen Welt wirkt das mitunter biestig und verbissen. Auch da eine Prognose: Ein neue Ausrichtung wird's bei den Grünen vorerst nicht geben. Warum auch? Die Verbindung zu CDU und SPD ist nicht nur abgekühlt, es gibt sie eigentlich nicht mehr.

Für Verbissenheit waren früher die Linken zuständig. Das hat sich geändert. In ihrer Programmatik sind sie Welten von der GroKo entfernt. Aber ihre führenden Köpfe sind lockerer, charmanter, mitunter geradezu lustig. Auch die PiPa-Gruppe mischt da schon mal mit.

Und die einst so starke FWG? Die ist schon in Rente.

(RP)
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