Mönchengladbach Jetzt doch Geschenke für bedürftige Kinder

Mönchengladbach · Die Stadt spart bei den Weihnachtsgeschenken für arme Kinder. Nichts da, Karnevalsboss Bernd Gothe sammelte Spenden und sorgte für Ersatz. Nun besuchten er und seine Mitstreiter zwei Einrichtungen.

 Unternehmen und Privatpersonen spendeten für die Kinder. Einige von ihnen kamen jetzt zu Besuch.

Unternehmen und Privatpersonen spendeten für die Kinder. Einige von ihnen kamen jetzt zu Besuch.

Foto: Hans Peter reichartz

Normalerweise, sagt Bernd Gothe, wirft er Geschenke in Menschenmengen. Das lässt Gladbachs oberster Jecke an diesem späten Nachmittag aber tunlichst bleiben, denn erstens ist der Anlass nicht karnevalesk, sondern weihnachtlich, und zweitens freuen sich die Beschenkten sichtlich mehr über Gereichtes als über Geworfenes.

Süßigkeiten packt Gothe aus, dann Taschenlampen, "damit die Kinder auch sicher nach Hause kommen". Große Kinderaugen, lächelnde Gesichter, artiges Händeschütteln allenthalben.

Die eigentlichen Geschenke jedoch, die kommen per Überweisung aufs Konto. Und Gothe ist nicht der Weihnachtsmann, sondern der uneigennützige Koordinator einer Aktion mit traurigem Hintergrund. Ende Oktober hatte die Rheinische Post berichtet, dass die Stadt im Rahmen ihrer Sparmaßnahmen Weihnachtsgeld streicht, das bis dato an die Träger von Einrichtungen, die insgesamt 1200 hilfebedürftige Kinder und Jugendlichen betreuen, ging — um 30 Euro pro Kopf und 36 000 Euro insgesamt im Jahr weniger auszugeben.

Der Welle der Empörung, die durch die Stadt schwappte, folgte eine noch größere der Hilfsbereitschaft. Gothe sammelte, unterstützt von Unternehmen, Privatpersonen und einem Griff in seine Privatschatulle, das nötige Geld ein, damit die 1200 Kinder auch in diesem Jahr Weihnachtspräsente erhalten können.

Nun besuchen Gothe, Apotheker und Burggrafensprecher Günther Pilz, Franz-Dierk Meurers (Volksbank) und Andreas Beines (Jessen Baugesellschaft) zwei Einrichtungen, um zu schauen, welche weihnachtlichen Wunder das Geld dort wirken wird.

"Die Taschenlampen sind super — wir fahren mit den Jugendlichen im Sommer nach Schweden", freut sich Dominik Sauer, stellvertretender Teamleiter in der Jugendwohngemeinschaft des Vereins Alternative zur Erziehung im Heim (AZEH) an der Dahlener Straße, selbst über die kleinen Beigaben.

Und die elf Jugendlichen zwischen 14 und 18, die dort und in drei Übungswohnungen lernen alleine klarzukommen, kommen aus dem Danke-Sagen und Frohe-Weihnachten-Wünschen gar nicht mehr heraus. "Ich war erst hinten übergekippt, als die Stadt ihre Entscheidung kundtat, das Geld so kurzfristig zu streichen", sagt Einrichtungsleiterin Kirsten Windel-Wagner. "Und dann umso gerührter, als so schnell und unbürokratisch eine neue Lösung gefunden wurde."

Auch in der "Schwungfeder", einer Mutter-Kind-Einrichtung des Vereins AZEH für bis zu sieben Mütter ab 14 Jahren, ist die Freude groß. Dort erfahren die Besucher, welche wichtige Arbeit geleistet dort wird — und wie bedeutsam da gerade die kleinen Gesten wie ein Weihnachtsgeschenk sind. "2012 ist bei uns nur ein einziger Fall gescheitert, wo ein Kind anschließend im Heim untergebracht werden musste", sagt Teamleiterin Vera Schulz.

(RP/rl)
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