Mönchengladbach Jamie wird ein normaler Junge

Mönchengladbach · Der sechsjährige Jamie beginnt in seiner englischen Heimat York ein neues Leben. Er geht zur Schule und tobt mit Freunden und Eltern herum. Möglich machten dies die Mönchengladbacher, die 50.000 Euro für die seltene Krebs-Therapie spendeten. Ob er gesund ist, steht erst in Jahren fest.

 Im Wald bei York ist Jamie mit seinem Papa John Inglis gerne auf Abenteuer-Tour unterwegs.

Im Wald bei York ist Jamie mit seinem Papa John Inglis gerne auf Abenteuer-Tour unterwegs.

Foto: KN

Die Schuluniform muss einiges aushalten. Der blaue Pullover mit dem Polohemdkragen darunter ist immer voller Matsch, wenn Jamie vom Fußball nach Hause kommt. "Er liebt es, mit seinen Freunden herumzutoben. Jamie hat so viel Energie, dass wir ihn nur mit einem Bungee-Seil ins Bett kriegen", sagt John Inglis und lacht. "Und er hat viele Freundinnen, die er alle ,seine Mädchen' nennt." Kein Wunder: Jamie hat in seiner neuen Heimat York (England) einiges nachzuholen. Der heute Sechsjährige hat sehr viel mitgemacht, und zeitweise sah es so aus, als könne er nie wieder mit Freunden herumtoben.

Jamies Schicksal bewegte vor eineinhalb Jahren die Mönchengladbacher. Der Junge war an einem Neuroblastom erkrankt, einer seltenen, aber besonders aggressiven Krebsart (siehe Info). Nur eine spezielle Antikörper-Therapie in den USA konnte ihm helfen. Und mit Hilfe der Mönchengladbacher, die nach einem Bericht in der Rheinischen Post rund 50 000 Euro spendeten, kam die Summe von mehr als 240 000 Euro zusammen, um dem kleinen Wirbelwind, den die Krankenschwestern "Prince Charming" getauft hatten, zu helfen. Maschinen, Medizin, Krebs und Schmerzen — er ertrug alles mit einem Lächeln im Gesicht.

Seit knapp einem Jahr lebt Jamie mit seiner Familie nun in England. Sein Vater John, Oberfeldwebel der britischen Armee, war im JHQ stationiert. Jetzt zieht Jamie mit seinem Vater gerne durch den Wald bei York, sie bauen Unterschlüpfe, kochen im Wald. Abenteuerausflüge nennen die beiden das. "Und er ist immer noch ziemlich frech und stur und hält uns auf Trab", sagt John Inglis. Aus dem Kind mit der tödlichen Krankheit ist ein forscher, lebensfroher Junge geworden, der zur Schule geht und zu Hause auch gerne für die Eltern kocht. "Ich liebe meine Spielzeuge, mein Bett und meine Familie", sagt Jamie, der nun langsam das Leben eines normalen Kindes beginnt — ohne lebenswichtige Maschinen.

Noch immer ist Jamies Körper frei von Krebszellen. Im August waren die letzten Scans ohne Befund, auch sonst ist er gesund. Die Abstände zwischen den Untersuchungen werden nun nach und nach länger. Ob Jamie geheilt ist, wird erst in ein paar Jahren klar sein. Aber die Chance, dass das Neuroblastom nicht zurückkehrt, ist durch die schmerzhafte Antikörper-Therapie um ein Vielfaches gewachsen.

"Wir sind immer noch sehr dankbar für die Hilfe und Unterstützung der Menschen in Deutschland, und es berührt uns sehr, dass man immer noch nach Jamie fragt", schrieben John und Vicky Inglis nun an die RP. "Wir haben schöne Erinnerungen an Deutschland." Jamie darf weiterlachen.

(RP)
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