Tenor am Theater Mönchengladbach Vom Kirchenchor in die Welt der Tenöre

Mönchengladbach · Der Koreaner James Park kam mit 14 Jahren nach Deutschland und erarbeitete sich eine Opernkarriere am Theater Mönchengladbach.

 James Park ist ein junger Tenor am Theater Mönchengladbach.

James Park ist ein junger Tenor am Theater Mönchengladbach.

Foto: Lars Noack/Lars Noack - www.larsnoack.com

Das Jahr 2004 war für die Familie Park aus em koreanischen Seoul ein ganz Entscheidendes. Der Vater, ein evangelischer Pfarrer, hatte das Angebot bekommen, mit seiner Familie nach Deutschland zu gehen und fortan die koreanisch-evangelische Gemeinde in Dinslaken zu leiten. Das bedeutete für die vierköpfige Familie – der damals 14-jährige James hat noch eine zwei Jahre jüngere Schwester – die bisher nur koreanisch gesprochen hatte und in ihrer Heimat verwurzelt war, eine weitreichende Veränderung. Doch die Eltern Park erhofften sich für ihre Kinder bessere Bildungschancen und wagten den Sprung ins kalte Wasser.

„Zunächst war es für meine Schwester und mich nicht leicht, in der Hauptschule Schritt zu halten“, berichtet der inzwischen akzentfrei Deutsch sprechende Tenor James Park. „Zum Glück hatten wir auf der Schule in Korea Englisch, sodass wir wenigstens die Buchstaben kannten“, fügt er hinzu. Der eifrige James kam gut voran – eine Förderklasse erleichterte ihm den späteren Einstieg ins Gymnasium. Sein Abitur absolvierte er mit den Leistungskursen Mathematik und Englisch.

Schon in Korea war James Park in der Kirchengemeinde mit Musik in Berührung gekommen. Seine Eltern hatten sich im Chor der Gemeinde kennengelernt. Am Gymnasium in Dinslaken gab es Chorgesang und eine Rockband, in der James mitspielte. Schließlich entdeckte er seine Stimme, nahm privat Gesangsunterricht und überraschte seine Eltern mit dem Wunsch, Gesang zu studieren.

2010 dann schließlich begann James Park sein Studium an der Musikhochschule Düsseldorf. Dort unterrichtete ihn zunächst Michail Lanskoy, ein Bariton, der einige Spielzeiten am Theater verpflichtet war. Anschließend wechselte James in die Klasse des Engländers Konrad Jarnot und absolvierte seinen Bachelorabschluss.

Operndirektor Andreas Wendholz, der immer auf der Suche nach Talenten ist, hörte den lyrischen Tenor bei einer Aufführung der Hochschule und bot ihm an, sich um einen Platz im Opernstudio zu bewerben. Damit begann eine anstrengende Zeit mit erstaunlicher Aufwärtsentwicklung, die dem fleißigen Tenor in Kürze eine Fülle von Soloaufgaben bescherte. Der Anfang war heftig – neben den Vorbereitungen zur Louis-Spohr-Oper „Die Schöne und das Biest“ liefen die Proben für „Hoffmanns Erzählungen“, in der James Park mit Markus Heinrich in der Rolle der vier Diener alternierte. „Da fühlte ich mich schon manchmal überfordert“, konstatiert der freundliche Tenor, den offensichtlich so schnell nichts aus der Ruhe bringen kann.

Der Haushofmeister bei Faninal („Rosenkavalier“), Bob Boles („Peter Grimes“), Freddie („My fair Lady“), Prinz Sternschnuppe („Frau Luna“), John Wong („Wär nur die Sehnsucht nicht so groß“) waren nur einige seiner solistischen Stationen. Dazu kamen die Eigenproduktionen des Opernstudios – hier ist vor allem die Barockoper „The Gods must be crazy“ in der Einrichtung von Kobie van Rensburg zu nennen.

Inzwischen sind die zwei Jahre Opernstudio Vergangenheit, und James Park hat – nicht zuletzt zur Absicherung seines Lebensunterhalts – einen Vertrag, der 50 Prozent Tätigkeit im Opernchor und 50 Prozent solistische Aufgaben beinhaltet. Hier war James Park kürzlich ganz besonders und mit großem Erfolg gefordert: In der „Musiktheater“ benannten Migranten-Geschichte, in Musik gesetzt von dem ungarischen Komponisten Peter Eötvös, musste er fünf Rollen, unter anderem die einer Frau, übernehmen. Parallel zu seinen Opernaufgaben gibt es auch immer wieder willkommene Konzertanfragen. Noch vor kurzem sang James Park in Krefeld die anspruchsvolle Tenorpartie in der „Missa di Gloria“ von Giacomo Puccini.

Bei einer solchen Vielseitigkeit kann der inzwischen in seiner Wahlheimat Deutschland mit Überzeugung angekommene Koreaner beruhigt in die Zukunft blicken.

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