Mönchengladbach Islamschule spricht von Hetze

Mönchengladbach · Der islamische Verein Einladung zum Paradies wettert in öffentlichen Briefen gegen die "Hetzkampagnen" gegen ihn und hetzt selbst. Der Vorsitzende spricht von Propagandamethoden, wie damals gegen die jüdische Bevölkerung.

Der islamische Verein "Einladung zum Paradies" geht in die Offensive. Seit Sonntag werden offenbar reihenweise Stellungnahmen und offene Briefe verschickt, in denen Medien und Politiker angegriffen werden. Bei der Stadt und Polizei gingen gleich mehrere Schreiben ein. Darin wehrt sich der Verein, der selbst im Visier der Verfassungsschützer steht, gegen die "Hetzkampagne" gegen ihn und warnt gleichzeitig vor weiteren Anstachelungen.

Auf seiner persönlichen Internetseite spricht der Vorsitzende des Vereins Muhamed Ciftci sogar von "Propagandamethoden", wie sie in Nazi-Deutschland "gegen die jüdische Bevölkerung eingesetzt wurden". In einem Internetvideo wird wie als Warnung erklärt, dass insgesamt 20 000 Schreiben international versendet worden seien, damit auch das Ausland über die Diffamierungen und die "Anti-Islam-Hetze" in Mönchengladbach informiert wird. Gleichzeitig kündigte Ciftci an, "dass wir unverzüglich Anzeige bei den zuständigen Behörden erheben". Die Drohung ist offenbar noch nicht wahr gemacht worden. Bei Polizei und Staatsanwaltschaft ist von einer Anzeige bisher nichts bekannt.

Im Visier von Sicherheitsexperten

Sicher ist hingegen, dass Verfassungsschützer "Einladung zum Paradies" im Visier haben, weil sie dieser Strömung eine hochgradig radikalisierungsfördernde Wirkung zuschrieben. Jahrelang wurde der islamische Verein, der mit seiner umstrittenen Islamschule von Braunschweig nach Mönchengladbach umziehen will, vom niedersächsischen Verfassungsschutz beobachtet. Er stuft den Verein als "gefährlich" ein, weil in ihm unter anderem Gewaltbereitschaft geschürt werde. Auch das Düsseldorfer Innenministerium ist alarmiert. Dort wird durch den Zuzug der Schule ein verstärkter Zulauf an radikalen Islamisten befürchtet.

Ciftci versichert dagegen: "All unsere Mitglieder achten die Grundwerte und Gesetze der Bundesrepublik Deutschland." Weder Vereinsvorstand noch der Schuldirektor oder die Lehrkräfte der Islamschule seien jemals strafrechtlich verfolgt worden. Niemals sei öffentlich oder privat zu Terror und Gewalt, Zwangsehe, Ehrenmord oder Unterdrückungen von Frauen aufgerufen worden. Dies werde weder begrüßt noch gebilligt.

Ein ehemaliger Muslim, der in der Moschee an der Eickener Straße zum Islam konvertierte, weiß dagegen zu berichten, dass Frauen und Männer dort strikt getrennt werden. "Für das Freitagsgebet dürfen die Frauen die Männer zwar bekochen. Aber sehen lassen dürfen sie sich nicht", sagt er. Für Muhamed Ciftci sind die Anschuldigungen gegen seinen Verein ein Pauschalangriff gegen Muslime — ein Zeichen dafür, dass die "muslimische Gemeinschaft in Deutschland nach wie vor undifferenziert betrachtet werde". "Täglich wird eine muslimische Minderheit in Deutschland bedroht und tätlich angegriffen. Uns begleitet daher die Angst um Leib und Leben", sagt der Vorsitzende.

(RP)
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