Mönchengladbach "irreal.-": Darf Kunst "real,-"-Schriftzug verfremden?

Mönchengladbach · Für die Bezirksvertretung Süd scheint eine unselige Geschichte jetzt endlich gut zu Ende zu gehen: die des Stadtkassenportals. Der Aufstellungsort für das Tor, durch das bis vor einigen Jahren die Bürger gingen, die über den Eingang G in die Verwaltung des Rheydter Rathauses wollten, ist gefunden. Das Portal wird im kleinen Park vor dem Kaufhaus Real und neben dem Theater stehen. Es ergibt sich sogar eine Art Eingangssituation, so dass das Bauwerk auch seine ursprüngliche Bedeutung wiederbekommt.

 Real und irreal: Darf die Stadt den Schriftzug verwenden?

Real und irreal: Darf die Stadt den Schriftzug verwenden?

Foto: Stutte

Vor den Süd-Politikern stellte Matthias Stutte, Fotograf und Grafiker des Gemeinschaftstheaters, die Idee vor, die er mit Kollegen für die Rückseite des Portals entwickelt hat. Denn die ist im Gegensatz zur Vorderseite, die Arbeiten des Bildhauers Wilhelm Barutzky zeigt, trist, weil der Rücken angebaut war. Stuttes Vorschlag: Eine Begegnung zu der "realen" Welt des benachbarten Kaufhauses Real zu schaffen und das Theater als einen Ort der "Irrealität" zu inszenieren. Gezeigt wird ein Szenenbild aus dem Stück "Die Orestie", ältester, ganz erhaltener Theatertext der Literatur. Eine Infotafel gibt Erläuterungen. Ganz oben ist der Schriftzug "irreal.-" in Leuchtschrift. "Das ist der Kommentar des Theaters auf die Realität", sagte Stutte.

Die Zustimmung war groß, nur der FDP-Vertreter Peter E. Dörrenberg blieb skeptisch. "Darf man das, den Schriftzug von Real in einer ähnlichen Typographie so verfremden?", fragte er und empfahl einen Kontakt mit den Verantwortlichen des Kaufhauses. Für das Theater ergibt sich daraus kein Konflikt. "Das ist ein künstlerisches Zitat. Kunst darf zitieren und das Zitat in eine universelle Verbindung bringen", erwiderte Stutte.

(RP)
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