Mönchengladbach Irre - alle

Mönchengladbach · Ismene ist die einzige Normale in der Familie. Esther Keil spielt sie in dem Stück "Schwester von" das Sascha Mey für das Theater inszeniert hat. Morgen ist Premiere auf der Studiobühne.

 Esther Keil ist die Ismene in dem Stück "Schwester von", das Sascha Mey für das Studio des Theaters inszeniert hat.

Esther Keil ist die Ismene in dem Stück "Schwester von", das Sascha Mey für das Studio des Theaters inszeniert hat.

Foto: Matthias Stutte

In einer Matinee im Theatercafé Linol wurde das neue Stück von Sascha Mey vorgestellt. "Schwester von" heißt die Studioproduktion, die morgen um 20 Uhr Premiere feiert. Die Schauspielerin Esther Keil und ihre Kollegen stellten sich einem interessierten Publikum.

In dem Stück "Schwester von" der niederländischen Autorin Lot Vekemans spielt sie die Ismene. Wie der Name schon sagt, handelt der knapp eineinhalbstündige Monolog von Ismene, der Schwester von Antigone, Polyneikes, Eteokles und Tochter sowie Schwester des Ödipus. Nach 3000 Jahren, gefangen in einem "Nicht-Raum" am Ende einer Straße, die ins Nichts führt, steht Ismene plötzlich auf einer Bühne. Nach anfänglicher Unsicherheit lässt sie im Laufe des Stücks ihren Gefühlen und Empfindungen freien Lauf und kommt dabei immer wieder zu der Schlussfolgerung: "Irre - alle".

Man mag sich fragen, ob ein fast 90-minütiger Monolog auf einer Bühne nicht langweilig oder ermüdend wird, aber diese Befürchtung konnte Esther Keil durch die kurzen Kostproben nehmen. Denn Ismene ist zwar immer "nur" die Schwester von, aber trotz ihrer Normalität nicht langweilig oder facettenlos. Vielmehr verteidigt sie das "Normalsein" in einer Welt, in der alle nur auf das Besondere schauen.

In dem Stück lernt der Zuschauer eine Figur kennen, die nach Aussage des Dramaturgen Martin Vöhringer durch ihre "humorvolle, freundliche und hinterfotzige Art" besticht. Ismene ist die Gute, die sich in ihren Gedanken, die mehr als 3000 Jahre wachsen und gedeihen konnten, fragt, ob sie nicht als Säugling womöglich vertauscht wurde. Schließlich seien in ihrer Familie alle irre und sie die einzig normale in dieser gestörten Umgebung.

Sie, die Vergessene, tritt endlich auf ihre Bühne. Doch die Gute, die als erste ihrer Familie aktiv den ewigen Hass durchbrach, ist dennoch voller Widersprüche. "Ismene sagt, sie wolle sich nicht rechtfertigen, tut es aber auf 35 Seiten", sagt ihre Darstellerin. Esther Keil. Sie ist sich mit Sascha Mey einig, dass es in der Zeit der Proben und Entwicklung viele Tage gab, an denen sie die ewig unentschlossene Ismene so gar nicht leiden konnten.

Gespannt sein darf man auch auf das Bühnenbild, für das Udo Hesse einen Nicht-Raum geschaffen hat, der als Umgebung für 3000 Jahre maßgeblich zur Prägung der Gedanken der Ismene beigetragen hat.

"Schwester von" ist ein vielseitiges Stück, das die Irrungen und Wirrungen einer Familie, in der "alle irre" sind, aus dem Blick einer Schattenfigur darstellt.

Premiere: morgen, 25, November, 20 Uhr, im Theater; Karten: 02166 6151100, www.theater-kr-mg.de

(RP)
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