Mönchengladbach Intendant sprich über das Theater als Standortfaktor

Mönchengladbach · Der Münchner Humorist Karl Valentin brachte es auf den Punkt: "Fremd ist der Fremde nur in der Fremde", lässt er in einem fiktionalen Lehrer-Schüler-Dialog den Schüler resümieren. Mit dem launigen Sprachspiel um den Begriff "Fremder" beschloss Generalintendant Michael Grosse seinen Vortrag im Rittersaal von Schloss Rheydt. Valentins Text bezog er auf diese These: "Theater ist für alle da, auch für die vielen zu uns gezogenen Menschen."

Auf Einladung von Barbara Gersmann (SPD), Bezirksvorsteherin Süd, war der Intendant und Geschäftsführer des Theaters zum 7. Treffen des Nierssalons erschienen. Die Einrichtung, mit jährlich zwei Veranstaltungen, hatte Gersmann 2012 initiiert. "Welche Wirkung hat das Stadttheater als Standortfaktor für den Bezirk Rheydt?", lautete Grosses Thema. Wobei Gersmann als Themeneinstieg den Wiederaufbau des Stadtkassenportals als "Brücke von der Rheydter Innenstadt zum Theater" erwähnte.

Eine Stunde lang sprach Grosse dazu wesentliche Sachverhalte an. Er betonte, dass die vor 68 Jahren geschlossene Theater-Ehe der Städte Krefeld und Mönchengladbach nicht nur die älteste in Deutschland ist, sondern bundesweit als "Musterbeispiel" für Theaterfusionen gelte. Und da die beiden Stadträte das Finanzierungskonzept "Theater mit Zukunft III" beschlossen haben, könne er voraussagen, dass 2025 der 75. Geburtstag dieser Theaterehe gefeiert werden kann.

Grosse hob hervor, dass die Fusion nicht nur Synergie-und Spareffekte bewirke, sondern zum "Mannschaftsspiel der Kultur- und Bildungseinrichtungen" beitrage. Theater leiste viel Bildungsarbeit dank des Einsatzes von Theater- und Konzertpädagogen. Zu "weichen Standortfaktoren" zähle der Auftrag, Entwicklung von Sozialkompetenz und Identitätsfindung zu fördern. Wie nah am Bürger dies geschieht, machte Grosse anhand der Revue "Wir sind Borussia" deutlich. "Besucher schrieben uns, dass ihnen nach der Vorstellung klar geworden sei, dass Borussia viel mehr ist als ein Fußballverein", so Grosse. Als "moralische Anstalt" (nach Schillers Abhandlung über die Bühne) spiele das Theater gesellschaftlich eine "wichtige Rolle, indem es Lebensentwürfe auf der Bühne verhandelt". Auch zu harten Standortfaktoren lieferte der Theaterchef Fakten: Das Theater sei mit 555 Beschäftigten ein "großer Arbeitgeber", der auch ausbildet. Grosse nannte in diesem Kontext auch das Opernstudio. Vom Theaterbetrieb profitiere der Einzelhandel ebenso wie Bus- und Taxiunternehmen, die täglich fünfmal jeweils bis zu 70 Menschen zwischen Krefeld und Gladbach chauffieren. Und auch Hotels partizipieren an den zahlreichen Gästen des Theaters.

(RP)
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