Mönchengladbach Instrument mit Seele

Mönchengladbach · Private Spender haben es möglich gemacht: In einem halben Jahr kam genügend Geld zusammen, um die Truhenorgel aus der Werkstatt von Martin Scholz für St. Helena Rheindahlen zu kaufen. Ein Schatz.

 Der Rheindahlener Kantor Reinhold Richter ist begeistert von der neuen Truhenorgel, die vor allem in Orchestermessen und bei Konzerten zum Einsatz kommen wird. Das Instrument stammt aus der Orgelwerkstatt von Martin Scholz.

Der Rheindahlener Kantor Reinhold Richter ist begeistert von der neuen Truhenorgel, die vor allem in Orchestermessen und bei Konzerten zum Einsatz kommen wird. Das Instrument stammt aus der Orgelwerkstatt von Martin Scholz.

Foto: Detlef Ilgner

Er steht in der Ecke, sieht recht unspektakulär aus, wenngleich edel im Material - ein eichenhölzerner Kasten auf Rädern. Dann legt Reinhold Richter Hand an. Er entfernt die seitlich angebrachten Tragegriffe, klappt hier einen Deckel auf und dort, zieht den Hocker mit Trittstufe heran, setzt sich hin, seine Finger berühren die Ebenholz-Tasten - und er spielt. Und dann passiert etwas Gewaltiges. Warm strömen die Töne aus dem Korpus, fließen in den Kirchenraum von St. Helena, umschmeicheln die Säulen, steigen hoch hinauf ins Deckengewölbe. Reinhold Richter wechselt das Register, und plötzlich ist es wie Vogelgezwitscher, wie das helle Lachen fröhlicher Kinder, die Töne perlen aus der Orgel - ganz leicht, ganz edel, ganz elegant. "Dieses Instrument hat eine Seele", sagt der Kantor, der sichtlich Spaß an der neuen Orgel hat.

Dass sie überhaupt in der Rheindahlener St. Helena-Kirche steht, ist den vielen Spendern zu verdanken, die innerhalb eines halben Jahres dafür gesorgt haben dass diese Truhenorgel - so ist die korrekte Bezeichnung - angeschafft werden konnte. "Eine Sensation", sagt Richter. Die Idee, ein solches Instrument zu kaufen, liegt allerdings tief in der Vergangenheit. "Die kleine Chororgel, die die Firma Seifert der Rheindahlener Gemeinde in den frühen 80er Jahren quasi als Zugabe zur großen Orgel schenkte, erwies sich zunehmend als unpraktisch." Der Organist hatte keinen Blickkontakt zum Dirigenten und zu seinen Mitspielern, weil ihm die Orgelpfeifen die Sicht versperrten. Als der Mennrather Kapellenvorstand auf der Suche nach einer Orgel war, weil das elektronische Instrument in der Kapelle andauernd schwächelte, wurde die Idee geboren, die alte Chororgel von St. Helena in die Kapelle St. Rochus zu bringen und für die Rheindahlener Pfarrkirche eine neue zu kaufen.

Kein Geringerer als Martin Scholz hat die kleine, feine Orgel gebaut, der der Kantor so viele schöne Töne entlocken kann. Aus seiner Werkstatt stammt beispielsweise auch die wunderbare Orgel in St. Benedikt Holt. Das neue Instrument soll mit ihrem Klang nicht die komplette Kirche füllen, dafür ist die Seifert-Orgel auf der Empore zuständig. "Es geht um den Einsatz in Orchestermessen", sagt der Rheindahlener Kantor. Die neue Truhenorgel ist mit einem Gewicht von 80 Kilogramm wesentlich leichter als die alte Chororgel. Die wiegt 200 Kilogramm. "Das neue Instrument ist so gebaut, dass man es in zwei Teilen überall hin transportieren kann", sagt Richter.

Zum ersten Mal wird die Orgel am Sonntag, 6. November, ab 17 Uhr zu hören sein. Der Förderkreis "Geistliche Musik in St. Helena" lädt zum "BACH pur"-Konzert mit dem Orchester Camerata Gladbach unter der Leitung von Konzertmeisterin Johanna Brinkmann ein. Die Solisten sind Johanna Brinkmann (Violine), Andrea Richter (Blockflöte), Jonathan de Weerd (Trompete), Detlef Groß (Oboe) und Reinhold Richter an der Truhenorgel.

Der Eintritt zu diesem besonderen Konzert ist frei - Kollekte am Ausgang zugunsten der Kirchenmusik von St. Helena.

(RP)
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